Page:H.M. Minerva.djvu/241

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zerdrückte sich, schon etwas grau, auf der Brust. Er trug noch sein samtenes Wams mit der weißen Krause. Der Mantel, worin er es verborgen hatte, hing starr und schwarz von den Schultern.

„Die Venus?“

„Wie ich’s Ihnen vorhergesagt habe … Hatte ich nicht auch Minerva in Ihnen erkannt, bevor Sie’s waren? Ihre Schönheit war damals bestimmt, immer kühler zu werden. Die Luft um Sie her schimmerte silbern, Sie schmiegten sich an Marmor und verschwanden unter Statuen. Heute beunruhigen Sie den Marmor, auf den Sie sich stützen. Sie teilen ihm ein seltsames Fieber mit. Betrachten Sie doch das zerrissene Bild dort…“

„Sie wünschen mich so, Freund. Meine Bilder sind Ihre Wünsche.“

„Gewiß. Jedes Ihrer Bilder ist nur ein Wunsch. Sättigen Sie mich endlich, dann kommt das Meisterwerk. Denn, Herzogin —“

Er sagte mit erhobener Stimme und feierlich:

„Sie sind verpflichtet, mir das Meisterwerk zu gebeil. Es ist mir ehemals beschieden gewesen, die Pallas nochmals zu erträumen, die vor vierhundert Jahren einer gemalt hätte. Jetzt will ich die nie gesehene Venus machen. Von meiner Pallas haben Sie gelebt, diese ganzen sieben Jahre. Sie haben das Opfer meiner Kunst und meines Lebens entgegengenommen, — ich erinnere Sie immer an dieselben Dinge. Jetzt geben Sie mir die Venus, die Sie sind: geben Sie mir sich!“

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