Page:H.M. Minerva.djvu/208

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Handgelenke als ich. Onkel San Bacco aber hat welche wie aus Stahl.“

Die eigene Unerbittlichkeit griff ihn schließlich an; er schluchzte trocken. Dann biß er die Zähne zusammen, atmete tief und regelmäßig und verhütete dadurch den Ausbruch der Thränen.

Bei Tage überlegte er manchmal.

„Wer weiß, wie ich anderen vorkomme. Ich irre mich vielleicht: vielleicht bin ich besonders gut gebildet. Und wenn der Bildhauer des David mich gekannt hätte, — wer weiß?“ Es war eine unmögliche, im Seelengrnnde schon wieder gestürzte Hoffnung. „Eine hohe Brust, ist das nicht ein Zeichen von Stärke? Und auf jeden Fall habe ich hübsche Beine, das haben noch alle gefunden, ich weiß es genau.“

Hier war er seiner Sache gewiß.

„Das Übrige verwächst sich, hat der Arzt gesagt. Ubrigens, in den Kleidern sieht man nichts. Und ich Härte mich ab. Ich will hungern und frieren lernen, schwere Arbeit thun, weit schwimmen, noch mehr —“

Aber er bewährte sich schlecht bei den Turnspielen. Den Augenblick, wo es gegolten hätte vorzuspringen und einen Gegner abzufangen, verpaßte er meist, denn er stand und träumte. Er träumte sich selbst als General und formierte seine Kameraden zum Angriff auf einen schwarzen Wald voll schauderhafter Feinde. Oder er ließ sie in den Raen des Schiffes umherklettern, zu dem die Mauern des Schulhofes sich umgestalteten. Schließlich wachte er auf, ganz erregt und

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