Page:H.M. Minerva.djvu/209

From Wikisource
Jump to navigation Jump to search
This page has been proofread.

bleich. Die Anderen waren rot, sie hatten gewonnen oder verloren; Nino hatte keines von beiden gethan.

„Ach!“ dachte er in einer Regung von Ernüchterung und Ungeduld. „Auch General werde ich niemals werden. Überhaupt, ich glaube, sie werden mich gar nicht zum Militär nehmen. Ich kann es mir nicht vorstellen.“

In Wahrheit empfand er ein uneingestandenes Grauen vor dem In-Reih-und-Glied-Stehen; vor den bürgerlichen Zusammenhängen ebenso. Wenn er von einer Heirat hörte, dachte er befremdet und neugierig: „Ob ich mich jemals verheiraten werde? Ich kann es mir nicht vorstellen.“ Oder er sah einen Leichenzug. „Ich muß auf eine andere Weise verschwinden. Das kann mit mir wohl nicht so zugehen. Ich kann es mir nicht vorstellen.“

Das Spiel der Blinden war aus. San Bacco pfiff nochmals die letzten Töne, schwach, mit mühsam gespitzten Lippen.

„Der verdammte Verband! … Nino, war das schöne Musik?“

„Abscheulich war sie!“

Er schüttelte sich. Jeder seiner schlimmen Gedanken hatte sich an einen Ton gehängt, sich mit ihm gepaart, unlöslich. Und dieses zufällige Zusammenspiel einiger Noten mit einer leidvollen Grübelei machte dem Knaben aus ein paar gleichgültigen Takten einen Wald voller Peinigungen.

„Das will ich niemals wieder hören,“ entschied er für sich.

193