Page:H.M. Minerva.djvu/183

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nicht helfen müssen? Meinen Ehrgeiz sprach ich ihm damals nicht mit so gemessenen Worten aus, sondern mit glühenden Küssen. Ich liebte ihn nicht gerade, ich weiß es wohl. Aber habe ich es ihm nicht eingeredet? Welch ein Sturm, als ich mich, kaum verheiratet, in seine Arme warf!

„Und nun hat er in all den Jahren Venedig kaum verlassen. Sein Ruhm beschert mir keinen Rausch, weder von Machtgefühl, noch von Glanz; denn er lebt nur bei dreihundert reichen Damen mit vertrackten Nerven: traurigen Personnagen am Ende.

„Warum muß das so sein? Ich weiß es. Ich sehe es und koste es. Weil er die Herzogin von Assy liebt ! Sie hält ihn fest in dieser in Lagunen erstickten Provinzstadt! Sie erlaubt ihm nichts weiter zu schaffen als Nichtigkeiten, damit er immerfort in Anbetung vor ihr liegen bleiben kann! Er malt nur sie. Nur wenn er wieder einmal — zum fünfzigsten Male — einen neuen, nie wiederkehrenden Augenblick ihrer Schönheit auf seiner Leinwand feiert und unsterblich macht, vollführt er eine der Thaten, die er ehemals verhieß.

„Wie ich leide — darum, weil sie alles ist und ich nichts! Und weil ich es ihr nicht einmal anrechnen darf, denn sie hat es nicht gewollt. Seine Begehrlichkeit flößt ihr Kalte ein, und seine Ekstasen befremden sie. Ich kann mir denken, was sie zusammen für Krisen durchmachen. Und auch das, daß sie ihn nicht erhört, verdenke ich ihr, — so sehr ich sie auch hasse, weil er sie liebt!

„Darum,“ und sie lächelte wieder ihrem Gatten

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