Page:H.M. Minerva.djvu/129

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an ihrer silberweißen und juwelenklirrenden Reihe entlang, durch einen Hofstaat von Göttinnen und Feen, schritt langsam, in schwarzem Mantel, schwarzem Barett, ergrauend und mit müden Zügen der Kaiser.

Plötzlich verwandelten sich die Göttinnen in irdische, unterthänige Weiber bei dem Anblick des Alten, der bei dem Kaiser war. Sie wußten: aus seinem Pinsel kam jener Fleck auf die kaiserliche Hand, die ihn aufgehoben hatte. Und sie dachten an die vielen Ztunden der Qual aus den hölzernen Terrassen hoch über ihren Palästen, wo sie von der brennenden Sonne die blonde Tinktur in ihren Haaren trocknen ließen; an die angstvollen Beratungen mit dem berühmten Apotheker, was zu thun sei für einen schönen Hals, und was für einen schönen Bauch, und was für schöne Brüste; — und dann an den schrecklichen und wonnebebenden Augenblick, wo sie die prunkenden Hüllen fallen ließen vor dem Greise an seiner Staffelei. Noch immer fühlte die Stolzeste unter ihrem Staatskleide ihr Fleisch srösteln von dem unerbittlichen Blick, womit er es durchforscht hatte, als es nackt war … Aber er ging vorüber, — und nun erschauerten ihre Glieder warm, als würden sie wieder einmal gestreichelt von den Tönen der Orgel, die der Geliebte spielte, während sie nackt waren.

Und sie zogen weiter, als Göttinnen, geleitet von den krummen Schwertern und den Federwedeln riesenhafter Mohren in gelber Seide. Nach ihnen kamen zärtliche Epheben, in leuchtenden Farben, die schmalen Glieder abgezeichnet unter schmiegsamen, ganz bestickten

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