Page:H.M. Minerva.djvu/127

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„Ihre Formen legen sich fest um meine Seele: ich werde wie sie, üppig und gewaltsam. Ich beginne zu leben, verschwenderisch und unbedenklich. Plötzlich öffnet sich mir der gemeißelte Wald dieses Hofes. Es sinkt wie eine Dornenhecke vor diesem Feenschlosse nieder. Die ganze Flucht der Loggien entlang schwellen die steinernen Blätter, Blüten, Fruchtkörbe; sie bewegen sich unter der Flut der stolzen Stimmen derer, die in den Fenstern lehnen. Die Riesentreppe steigen langsam, klirrend und rauschend, viele hinan, die sich nach mir umwenden und mich kennen!“

Sie begab sich auf den Markusplatz; er brütete verödet unter der Wucht des Mittags. Die Bogengänge der Prokuratoren umspannten seinen Prunk, und wie eine Krone auf seinen heißen Kissen, blendend und heilig, lag die Kirche. Ihre fabelhaften Formen überstürzten sich, bethörend grell. Ihre hundert Juwelenfarben blitzten, toll vor Pracht und grausam. Und die Engel auf dem höchsten Bogen taumelten mit goldenen Flügeln in ein brennendes Blau.

Aus dem Dogenpalast, unter den kurzen, dicken Säulen hervor, die die Herzogin verlassen hatte, trat ein Mann in spitzer roter Mütze mit goldenem Stirnband, einen langen Mantel, ganz aus Gold, um die Schultern. Eine Frau ging neben ihm, in Goldbrokat, große Märchenperlen an dem reichen Halse, und um deu Leib eine goldene Kette; die fiel ihr bis auf die Füße. Es umringten sie Männer in Purpurkleidern und andere, pfauenbunte. Ihre Schleppe hoben fchlanke Jünglinge, in gelben, glatten Haaren,

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