Page:H.M. Minerva.djvu/115

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Hand unter mein Haar geschoben. Der Arm zerdrückte breit seine Muskeln. Maurice unterschied die samtenen Schatten in den Achselhöhlen. Ich wandte mich über meine gewölbte Hüfte hinweg ihm zu, wie er eintrat: er hatte Furcht.

„Ich wartete auf ihn, ohne ihn zu begrüßen, und beobachtete gelassen seine Schritte. Sein Atem streifte meine Brüste; ich konnte nicht verhindern, daß sie warm wurden, da sein Atem brannte. Er belebte mich erst mit seinem Atem, dann mit seiner Stimme und schließlich mit seinen Händen, die zitterten. Er war Pygmaleon. Ja, ich, unter deren Händen er immer nur ein Stück weichen Thons gewesen ist, ich habe ihm die Einbildung vergönnt, als holte er sich eine Geliebte aus dem Marmor meines Leibes! Aber wie er am Ende zugreifen wollte, merkte er wohl, daß ich noch immer Stein war. Er prallte ab. Jedesmal wieder prallte er ab, — und dabei verging die Nacht.

„Er zeigte sich anfangs nur erstaunt: ich war so viel stärker als er. Er sprach einige Worte, die mein Verhalten mißbilligten. Ich schwieg. Dann unterrichtete er mich davon, daß er mich liebe. Ich betrachtete ihn stumm. Zum Schluß versuchte er, um sich seine Männlichkeit zu bestätigen, einen gewaltsamen Angriff. Aber er flog, ohne sich zu beschädigen, gegen die mit Teppichen behangene Wand. Darauf schleuderte er die Arme umher, blaß vor Zorn, und rannte zum Ausgang.

„Aber er sprang sofort aus den Falten des Vorhangs wieder zurück. Die Thür war von außen

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