Page:H.M. Im Schlaraffenland.djvu/457

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„Sucht sie einen Hut in der Preislage bei mir?“ fragte sie heimlich.

Aber Adelheid war mit allem zufrieden, was man ihr vorlegte. Sie besah flüchtig ein paar runde Matrosenhütchen, auf denen drei spärliche Schleifen in die Höhe standen. Dann setzte sie sich auf einen Stuhl am Fenster.

„Welchen wählt die gnädige Dame?“

„Es ist gleich, behalten Sie nur.“

Sie schob drei Goldstücke hin; die andere packte sofort samtliche Hüte ein.

„Darf ich der gnädigen Dame das Paket an den Wagen bringen?“

„Ich habe keinen da.“

„Oder an welche Adresse darf ich es schicken?“

Adelheid seufzte ungeduldig.

„Erlauben Sie mir hier noch etwas zu warten, ich glaube es fängt an zu regnen.“

Der Himmel war fast wolkenlos. Die Frau sah ein, daß die Kundin sich nicht vertreiben lasse, sie zog sich zurück. Eben lief Andreas’ kleiner Diener über die Straße; gleich darauf bog um die nächste Ecke ein glänzender Landauer. Das Fell der Pferde schimmerte, die Lackierung blitzte in der Sonne, Kutscher und Lakai blähten sich in rotgoldener Livree. Noch zwei Minuten, dann trat aus der Hausthür drüben ein ganz in weiß Piqus gekleidetes Geschöpf, aufgeregt und zerzaust wie nach einem Kampfe. Sie wippte, wiegte sich in den magern Hüften, äugte frech umher und nickte lachend ihren Domestiken zu. Der rote Hut hing von

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