Page:H.M. Im Schlaraffenland.djvu/455

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von ihren Verwandten und allen Standespersonen des Schlaraffenlandes, die Sankt Hedwigskirche betrat. Türkheimer schritt mit ihr zum Taufbecken, er lächelte spaßhaft und strich sich über die rötlichen Kotelettes.

Sie fügte noch eine Erklärung hinzu.

„Ich bin nämlich bisher evangelisch.“

Da stürzte er mit einem Satze davon. Die Thür klappte auf und zu, er war verschwunden. Gleich darauf vernahm sie unterdrückte Laute, wie wenn er mit einem Erstickungsanfall kämpfte. Sie wollte ihm zu Hilfe eilen, doch fiel sie in den Sessel zurück; jetzt klang es, als ob er lachte. Gewiß, er mußte dicht hinter der geschlossenen Thür stehen geblieben sein, und er lachte, indes er sein Gesicht in irgend etwas Weiches hineinpreßte, vielleicht in die Portiere?

Plötzlich hörte sie ein verhaltenes Kreischen, das Kreischen einer Frauenstimme. Ja, es war etwas Weiches, in das er sein Gesicht hineinpreßte, es war ein Frauenkleid, wer weiß, der Leib einer Frau. Ach, dort im Winkel, an dem Büchergestell, auf der Klappe die als Schreibpult dienen sollte bei eiligen Aufzeichnungen des Dichters, lag ein großer roter Gegenstand, ein mächtiger Federhut. „Ich bin blind gewesen, daß ich ihn nicht früher gesehen habe!“ Darunter, am Boden, trieb sich auch ein zerknitterter Handschuh umher.

Adelheid wunderte sich kaum noch.

„Wie habe ich daran nur nicht denken können!“ meinte sie. „Ich glaubte ihn ganz in Anspruch genommen durch seine künstlerische Laufbahn, durch seine weltmännischen Erfolge, was weiß ich. Daß seine Kälte

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