Page:H.M. Im Schlaraffenland.djvu/445

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glücklich sein und stolz auf ihn! Aber ihre Herrschaft hatte sie weggeschickt, weil sie bei den Kunden mehr auf körperliche und geistige Vorzüge als auf Zahlungsfähigkeit geachtet hatte. Sie blieb unauffindbar.

Die fade Blondine, die ihn einst so tief verletzt hatte, thronte noch immer an dem Büffet in der Potsdamerstrahe. Andreas schielte nach ihr, so oft er vorbeiging. Er plante Überraschungen.

„Wenn ich sie des Abends in einer finsteren Seitengasse durch eine paar sichere Leute gefangen nehmen und in einen bereitgehaltenen Wagen werfen ließe! Wenn sie, in einem unbekannten Verstecke angelangt, die Binde von den Augen nehmen dürfte und sich inmitten seidener Möbel in geschliffenen Spiegeln wiedersähe, in einem Schlafgemache, wo Gewänder aus Sammet und Spitzen sie einlüden! Wenn dann die Thür sich öffnete und ich, dem sie ehemals ihre Geringschätzung ausgesprochen hat, träte ein mit verschränkten Armen und einem Blick voll Hoheit! Nein, das wäre theatralisch; ich würde thun, als ob nichts geschehen sei.“

Auch dies blieb Gedanke. Dagegen schrieb er eines Tages an Fräulein Sophie Levzahn, Dorotheenstraße, er müsse bei seinem Auszuge einen seiner Halskragen dort vergessen haben. Gewiß habe sie ihn aufgehoben, und wenn sie selbst ihn bringen möchte, so werde ihr Besuch ihn ganz besonders erfreuen.

Sie kam, als er die Hoffnung schon aufgegeben hatte. Ihr Gesicht, von der Hitze leicht gerötet, sah weniger müde aus unter dem schwarzen Federhut. Das verschlissene Sommerjackett war nicht fleckenlos, die

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