Page:H.M. Im Schlaraffenland.djvu/374

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Er strich mit leisem Finger über eine Atlasrobe, ließ einen Sammetärmel durch seine Hand gleiten und betastete neugierig eine Spitzentaille. Er fragte sich, woher dies alles in solcher Eile beschafft worden sei. Es waren möglichenfalls die Toiletten Lizzi Laffés; hatte Türkheimer sie für die kleine Matzke um die Hälfte verengern lassen? Sie schob eine letzte Coulisse zurück:

„Disse mieserigen Dinger da, die muß ich anziehen, wenn mein Gönner auf Kaffeebesuch kommt, un dann muß ich ihn was vortanzen.“

„Das, glauben Sie woll nicht?“ setzte sie hinzu. „Na, was son Krippensetzer verdorben is, da macht sich ’n einfacher Mensch überhaupt gar keine Begriffe von.“

Er vermied vorsichtig die Berührung der seltsamen, hemdartigen Kleidungsstücke, deren Corsage nur ein schmaler Gürtel war, und die in tausend gerade Fältchen zerknittert, bei jedem Lufthauch wie Spinngewebe hin und her wehten. Ihre blassen Nüancen, mit goldnen und silbernen Körnchen beworfen, berückten ihn. Er mußte an den schmunzelnden Türkheimer denken, der den lasciven Verrenkungen eines weißen, von schimmernden Fähnchen und roten Haaren umflatterten Geschöpfes zuschaute. Es ward ihm ein wenig fchwül zu Mute. All die beunruhigende Weiblichkeit, die in diesen auf Verführung berechneten Hüllen verborgen schien, drang aus den Schränken hervor, von allen Seiten auf ihn ein. Hinter ihm kicherte die kleine Matzke. Seine Gelassenheit war etwas beeinträchtigt, als er weiter ging.

„Hier mache ich meine Toahlette,“ erklärte Bienaimée.

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