Page:H.M. Im Schlaraffenland.djvu/373

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„Sie haben es hier ja recht gemütlich.“

„Nich wahr? ’ne ganze nette Schlafgelegenheit.“

Auf der blauen Seide, womit der Raum ausgeschlagen war, schwammen schwarze Bilderrahmen wie große Insekten im sommerlichen Firmament. Ein Spiegel in mächtigem Ebenholzgestell erhob sich mitten auf dem goldenen Gewebe des Teppichs, Der Kamin aus usro autico trug eine Gruppe bronzener Ringer.

Unter seinem Baldachin, zwischen den schweren, schneckenförmig gewundenen Säulen war das Bett ein wenig geöffnet. Andreas gewahrte inmitten der blauseidenen Falten etwas Weißes, ein wenig Linnen, das zarte Abdrücke unlängst umfangener Glieder zu bewahren schien. Doch erzeugte der monumentale Prunk eine Kälte, die alle innigeren Regungen ausschloß. Sicheren Schrittes, ohne das listige Blinzeln seiner Begleiterin zu beachten, durchmaß der junge Mann das Gemach.

Nebenan lag grünliche Dämmerung. Eine krystallene Ampel hing von der Decke; die hellgrauen, mit goldenen Leisten unizogenen Mauern wurden durch kein Fenster unterbrochen. Sie bildeten ein Achteck, dessen Flächen sich unter dem Druck der Herrin öffneten. Andreas fuhr zusammen, als er ihre Garderobe erblickte. So eingebürgert er sich im Schlaraffenland fühlte, es hatte dennoch bisher keine der Bewohnerinnen ihm ihren Kleiderschrank erschlossen. Und der weibliche Luxus, die Sorglosigkeit, mit der irgend ein Wesen, vielleicht ein häßliches, das Vermögen einer Familie auf dem Leibe trug, besaß für ihn einen zehrenden Reiz.

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