Page:H.M. Im Schlaraffenland.djvu/368

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schwellend aus verschlungenen Gliedermassen hervor: Haarsträhnen, man wußte nicht von wessen Kopfe, flatterten wie goldene Banner durch die Luft.

„Es is gewiß vill schwerer als es aussieht,“ bemerkte die kleine Matzke, mit fühlbarer Ehrerbietung. Andreas kehrte zu der Gesamtwirkung des Raumes zurück.

„Und wie hier alle die roten Farben zusammengestimmt sind! Haben Sie das alles ganz allein gemacht, Fräulein Bienaimée?“

„Sie Schäker. Sie wissen doch ganz genau, daß ich in solche Sachen von Kieks und Kaaks nischt weeß. Nee, wer mir das alles angeschafft hat, das is ein Mann namens Liebling, ’ne Seele von Mensch.“

„Er ist mein guter Freund.“

„Na, denn wissen Sie ja wie er aussieht in seinen langen schwarzen Dreckstipper. Bloß daß er es immer mit Moral hat und einen mit Redensarten besoffen macht. Aber auf die Iroschens is er durchaus nich und wozu auch, denn es sind ja nich seine.“

„Es war mir allerdings schon bekannt, daß mein Freund Liebling einen hoch gebildeten Geschmack besitzt.“

Die Hände auf dem Rücken, in der Haltung eines Kenners, musterte Andreas die Ausstattung des Zimmers. Wandhohe Spiegel, aus deren geschliffenem Glase Kandelaber sich reckten gleich krystallenen Armen, lagen eingelassen in den Tapeten aus bordeauxrotem Damast. Dazwischen warfen die erdbeerfarbenen Vorhänge der fünf Fenster ihre seidenen Falten. Den Erard-Flügel, in der Mitte des Parketts, bedeckte eine Stickerei von schillernden Straußen auf pfauenblauem Grunde. Die

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