Page:H.M. Im Schlaraffenland.djvu/204

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„Aber wenn du mir davonläufst, weißt du —“

„Nur nicht ängstlich!“ gab sie lachend zurück, aber ihr selbst war ängstlich zu Mut. Warum bestand er darauf, sie mehr zu kompromittieren als nötig war. Sie hatte ihn für so diskret und edel gehalten. Oder liebte er sie vielleicht gar nicht so, wie sie gehofft hatte?

Andreas trocknete sich das Gesicht und pfiff dabei unter dem Handtuch einen Gassenhauer. Das was er erreicht hatte, erfüllte ihn mit Genugthuung. Es war nur Laune und Langeweile gewesen, aber jetzt kam es ihm vor, als habe er sich politisch klug benommen. Denn jetzt hatte er Adelheid die Vorstellung beigebracht, daß ihre Liebe, die nachgegeben hatte, heftiger sei als seine. Und es ahnte ihm, daß, wer heftiger liebt als der andere, sich immer im Nachteil befinde. Wie schade, daß ihm solche Einfälle nicht auch dann kamen, wenn er eine Novelle zu schreiben hatte!

Da es in Strömen regnete, mußte er zulassen, daß ein Wagen genommen ward. Adelheid zog eigenhändig die Vorhänge herab. Kaum waren sie vor dem Türkheimersche Hause angelangt, als von der anderen Seite her ein Coupé vorfuhr. Frau Pimbufch sprang heraus und lief ihrer Freundin entgegen. Sie rief lebhaft:

„Ah, gnädige Frau, Sie sind es! Und fast hätten meine Räder Sie bespritzt vor Ihrer eigenen Thür! Ich würde das ebenso komisch wie unpassend gefunden haben, wissen Sie.“

Andreas, völlig unbeachtet, hielt den Damen von hinten zwei Regenschirme über die Hüte. Frau Türk-

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