Page:H.M. Im Schlaraffenland.djvu/203

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„Nein aber!“

Sie schrie ganz erschreckt auf.

„Wie kannst du das sagen!“

„Du liebst mich nicht,“ wiederholte er ruhig und hartnäckig.

Sie machte, die Hand bittend ausgestreckt, zwei Schritte auf ihn zu, doch schnell schob er ihr einen Stuhl in den Weg. Und so hurtig sie das Hindernis zu umgehen trachtete, er war, behende wie eine Eidechse, immer schon wieder auf die andere Seite geglitten. Sie geriet vor Anstrengung außer Atem, und er zog mühsam die Stirn in Falten, denn die Turnübungen der beleibten Dame erregten seine Heiterkeit. Erschöpft blieb sie endlich stehen.

„Nun?“ fragte er.

Sie versuchte zu lachen.

„Was willst du denn eigentlich?“

„Mit dir zusammen in die Hildebrandtstraße gehen.“

„Dann komm nur. Es ist ja schließlich gleich, ob man uns sieht.“

„Na also!“

Er war sofort wieder bei ihr, fchob ihr voll ritterlicher Aufmerksamkeit den Kragen zurecht und küßte ihr die Hand. Sie blickte auf ihn nieder, mit leisem Kopfschütteln und mit einem Lächeln, sehr zärtlich, aber auch erstaunt und bekümmert.

„Dann gehe ich ein paar Schritte voraus,“ sagte sie unter der Thür. „Du holst mich wohl ein.“

Aus dem Waschbecken, in das er den Kopf gesteckt hatte, rief er ihr nach:

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