Page:H.M. Flöten und Dolche.djvu/90

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Da stieß er, die Lider eingedrückt, drauf los — gepackt von Entsetzen, ohne daß er’s gewollt, und ehe sie’s erwartet hatte. Sie schrie auf.

Wie er die Augen öffnete, fand er sich nicht mehr zurecht. Wo war sie? Er suchte ihren Kopf. Der hing über den Rand. Er hob ihn auf das Kissen. Aber ein Stückchen weißes Fleisch rollte ihm gegen den Magen. Was war das? Das Glied eines Fingers. Er hatte ihr einen Finger abgeschnitten. Er sprang auf, gräßlich erschrocken. Das Eisen klapperte zu Boden.

„Was hab’ ich getan. Das tat ich? Ich? Da liegt diese Frau — sie hat Blut auf den Lippen, was seh’ ich auf einmal alles. Sie ist verzerrt, sie wälzt sich. Warum? Mein Gott, ihre Brust klafft! … Gemma!“

Er beugte sich über sie, aufheulend. Sie sah ihm in die Augen, mit getrübtem Blick, der fragte.

Er begriff plötzlich. Sie verlangte, er solle nun auch in seine Brust stoßen!

Er stand und schwankte, kalt überlaufen. Eine Kluft war jäh aufgerissen zwischen ihr und ihm, die ganze Tiefe zwischen dem Lebenden, dem alles freistand, und einer, der der Tod keine Wahl mehr ließ, gähnte ihn an. „Was geht das Geschick dieser Sterbenden mich an!“ Und er erinnerte sich dumpf, daß er einige Augenblicke früher ihr zugerufen hatte: „Was geht mein Schicksal dich an!“ Und er

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