Page:H.M. Die kleine Stadt.djvu/421

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„Der Advokat soll ihn um den Hals hängen!“ verlangte das Volk; und man suchte nach einer Schnur.

„Das Band, das du im Haar hast, würde passen“, sagte der Doktor Capitani zu seiner Frau. Sie nahm es, mit hochroten Wangen, vom Kopf und zog es durch den Schlüssel. Als sie es ihm um den Hals knüpfte, sagte der Advokat:

„Man weiß, wie ich denke: all unser Ruhm wäre umsonst, ohne den Lohn der Frauen!“

Die Frauen klatschten. Der Advokat küßte der Jole Capitani die Hand; im Lärm flüsterte er ihr zu:

„Deine Liebe hat mich aufrecht erhalten.“

Und er glaubte es, — so gut er auch wußte, daß heute nacht, als alle ihn verleugnet hatten, die Geliebte nicht stärker gewesen war als alle. Er drückte die Hände, wie sie kamen; und wo er sie zaudern sah, als hielte ein befangenes Gewissen sie auf, da zog er sie an sich.

„Eh! Scarpetta, die Lieferungen für das Rathaus sind heute nacht nicht mitverbrannt … Wie denn, Malagodi! das sind menschliche Irrungen, und im Grunde haben wir nie vergessen, daß wir zueinander gehören … Man sagt mir, Crepalini, Ihr fürchtet für Euren Vertrag? Welch seltsame Einbildung. Dagegen bitte ich Euch, wenn die Komödianten wiederkommen, um einen bescheidenen Platz in Eurer Loge, denn die mein war, wird dann Euer sein.“

Da er an den Apotheker geriet:

„Und du, Freund Romolo? Diese Freudentränen, man darf es sagen, haben wir uns verdient.“

Sie umarmten sich. Der alte Krieger stammelte am Hals des Freundes:

„Ich kann in die Hölle kommen; aber das eine weiß ich: aufhängen werde ich mich niemals mehr, — da ich es heute früh nicht getan habe.“

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