Page:H.M. Die kleine Stadt.djvu/422

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Der Advokat drückte ihn fester; — wie er aber dann das Schnupftuch zog, hatte er plötzlich ein paar andere Arme um den Hals, und noch eins und noch eins. Billiger Puder stäubte ihn in die Nase, Federn kitzelten ihn; grelle kleine Stimmen, mehlweiße Stumpfnasen und bunte Fähnchen, alles wirbelte um ihn her.

„Du bist der schönste Mann der Stadt, Advokat, mit deinem Schlüssel am blauen Band … Wie glücklich bin ich, daß Sie wieder gesund sind … Nie werden wir unsern Direktor vergessen … Keiner mehr gibt uns solche Vorschüsse…“

Der Advokat sträubte sich, er lugte nach Jole Capitani umher. „Seid gut, Kinder“, murmelte er. Die kleinen Choristinnen lachten auf, alle auf einmal, und entflatterten. Die jungen Leute in großen Hüten und bunten Halstüchern fingen sie ein.

„Alle hierher!“ rief es vom Café „zum Fortschritt.“ „Die Herren zahlen.“

„Auch hier wird bezahlt!“ schrie beim Café „zum heiligen Agapitus“ der Bäcker. Er setzte hinzu:

„Aber nur ein Glas, und du warst schon einmal hier.“

Es strömte rascher über den Platz. Alle Gesichter waren heller, alle Stimmen lauter. Mama Paradisi und ihre Töchter, Frau Camuzzi, die Damen Giocondi kehrten frisch gepudert aus ihren Häusern zurück. Man sagte:

„Niemand würde glauben, daß wir die ganze Nacht auf den Beinen waren.“

„Welch schöne Sache: die Eintracht und die Freigebigkeit!“ verkündete der Herr Giocondi. „Sogar der Herr Salvatori hat seinen Arbeitern den Lohn erhöht.“

„Ich denke nicht daran!“ rief der Herr Salvatori. „Der Herr Giocondi will mich hineinlegen, weil seine Fabrik jetzt mir gehört.“

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