Page:H.M. Die kleine Stadt.djvu/419

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„Auch er will leben, der Arme; und wer weiß, auf welche harte Reise er geht.“

 

„Da kommt das Fräulein Italia. Beeilen Sie sich, Fräulein, der Advokat zeigt euch Komödianten den Eimer. Warum sind Sie nicht früher gekommen?“

Italia hatte ihr Kleid ausbessern müssen; alle anderen waren ihr durch Feuer und Wasser verdorben.

„Wie?“ riefen Frau Druso und die Magd Pomponia, „so werden Sie die Stadt ärmer verlassen, als Sie gekommen sind? Kann man es dulden, Signora Aida?“

„Platz für das Fräulein Italia!“ — und der dicke alte Corvi nahm sie bei der Hand, er zwängte sich mit ihr in den Turm. Sein Bauch schob links und rechts die Leute an die Wand; und auf jeder Stufe hieß es:

„Ah! das Fräulein Italia. Sie ist gerade noch entwischt, dank Don Taddeo … Es freut mich so sehr, Sie gesund zu sehen, Fräulein … Er ist droben, Don Taddeo, im Zimmer des Eimers. Der Advokat hat schon nach Ihnen gefragt.“

Man hörte ihn sprechen. Wie Italia auf der Schwelle erschien, brach er ab.

„Treten Sie ein, Fräulein! der Eimer erwartet Sie, er hat dreihundert Jahre auf diese Stunde gewartet. Sehen Sie ihn an, Fräulein, sehen Sie ihn gut an!“

Italia sah hinauf, wo er hing; es waren morsche kleine Bretter, die auseinanderklafften und durch eiserne Ringe vor dem Herabfallen behütet wurden; — und dann suchte sie, zweifelnd, die Gesichter der andern. Don Taddeo blickte, die Hände zusammengelegt, durch das Fenster starr ins Leere. Flora Garlinda verzog den Mund, und der Cavaliere Giordano hatte einen Taschenspiegel hervorgeholt. Hinter der

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