Page:H.M. Die Armen.djvu/206

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er und horchte, ob bei ihr es still würde. Der alte Gellert schimpfte, weil es ihn fror im Bett … Und als es still war droben, begann er schon auf ihr Erwachen zu horchen. Noch längst nicht Tag, — war dies ein anderes Geräusch als das vom Wind, Ästeknacken oder dem Rieseln in den Wänden? Doch! Die Tür geht. Im Garten springt ein Kiesel. Auf, ihr nach! Hasten, fliegen wollen und das Gefühl haben, du steckest im Boden, nie mehr erreichest du die, die fortgeht.

Das Gitter fällt, sie hört den Verfolger, sie läuft … Ein Sprung, er hält sie. Auf der Landstraße, kalt und noch vor Morgengrauen, standen die Geschwister und suchten ihre Gesichter, das Leiden und den Haß darin, um die sie wußten, die sie nicht sahen. Der Bruder griff nach der Schachtel in ihrer Hand, sie zerrten. Er, im zerren:

„Du grade, für die ich es tue — alles tue. Sie verleugnen mich, sie gehn mit Heßling. Du aber mit dem Sohn.“

„Nein!“ schrie sie entsetzt.

„Ich weiß, wohin du gehst in der Stadt. Du bist schon nicht mehr im Geschäft, keine Arbeiterin mehr, du bist —“

Leni, beschwörend dazwischen:

„Es ist alles nicht wahr!“

„Du bist seine Hure!“

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