Page:H.M. Die Armen.djvu/207

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Sie schluchzte, ein letztes Mal. Plötzlich hart: „Dann ist es wahr … Jetzt laß mich!“

Sie ging; aber er blieb an ihrer Seite und beschimpfte sie weiter. Sie antwortete.

„Betrüger du! Betrügst die Leute um ihr Leben. Ich soll wohl werden wie Malli?“

Da schlug er nach ihr, aber schlug in die Luft. Dort lief sie, nur noch ein Schatten in der Nacht. Er rief ihr nach: „Du hast mich immer nur belogen,“ — machte kehrt und redete doch weiter, als sei sie noch da.

Aber sie war fort. Fort das Rascheln hinter ihm, wenn er vertieft saß. Vorüber die Begegnungen, er auf dem Weg zu einer Stunde, sie zu einer Kundin, und zwei Straßen weit gingen sie zusammen. Kaum ihren Rücken fing er jetzt auf, schon war sie dahin um die Ecke. Dahin, tödliche Verräterin! Dahin, süße Schwester! — und er saß in dem Zimmer, das sie verschmäht hatte und an dem er abzahlte, saß und wollte nichts wissen, als was in diesen verachteten Büchern stand.

Er verachtete die Bücher, welchen Ersatz konnten sie ihm noch bringen statt der Verlorenen, welche Rache ihn lehren für ihr Geschick! … Damit nicht alles umsonst sei, sorgte er besser für seine zwei jungen Brüder, gab Unterhalt und Lehrgeld, wenn sie nur hinausgelangten, dieser in einer Buch-

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