Page:H.M. Diana.djvu/63

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den Kopf einstieß, hätte ihr fast leid gethan, als er schon tot war. Sie brauchte eine Nacht, um wieder gelassen und vernünftig zu werden.

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Acht Tage später kam ein verzweifelter Brief vom Prinzen Phili. Von Hinnerich sei zu treu, er lasse ihn keinen Schritt mehr allein gehen. Wenn sie ihm ein Wiedersehen beim «erole intime versage, so verliere er den letzten moralischen Halt. Das werde sie nicht wollen, nur die Jesuiten könnten das wünschen.

Sie gab bei der Prinzessin ihre Karte ab. Darauf erschien bei ihr ein Hofjäger mit einer schriftlichen Einladung zu Ihrer königlichen Hoheit.

Als der Lakai vor ihr die Flügelthür aufriß, warf Phili einen Handarbeitstisch um. Zwei Theetassen gingen in Scherben. Die in dem weiten, kalten Gemach einfam frierenden Personen erhoben sich eifrig, erlöst aus trüber Langerweile. Die Prinzessin zog liebenswürdig einen zweiten Sessel neben den ihrigen, in dessen warmen Tiefen sie mit frostigem Beben ganz verschwand. Sie war lang, beängstigend schmal und mager, und weißlich von Haaren, Haut, Augen und Wesen. Ellenbogen und Kniee stachen wie Lanzen durch den Stoff des schlichten, geschlossenen Kleides, die Handgelenke wollten abbrechen in den Spitzenmanschetten.

„Sie haben uns aber lange warten lassen,“ äußerte sie.

Sie sprach langsam, leise klagend. Man wußte

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