Page:H.M. Diana.djvu/234

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abwechseln lassen und der eine wird mich absolvieren von den Sünden, die ich mit dem andern begehe.“

„Jetzt scherzt sie schon! Sie wird schon noch Vernunft annehmen!“

„O ja, Maman, sei unbesorgt, schließlich nehme ich doch immer Vernunft an. Du bewegst mich auch noch zu der allerschmutzigsten Sache. Du hast dafür ein so einfaches Geheimnis: du wiederholst sie mir hundertmal. Beim erstenmal halte ich sie für vollständig unmöglich, bin noch guter Dinge und lache. Beim fünfzigsten Male weine ich. Ich will in den Tiber laufen — vor Ekel. Und beim hundertsten thue ich, was du verlangst — vor Ekel.“

Vinon hatte vor sich hingekichert. Plötzlich sah sie auf, ihre Brauen, dunkler als das Haar, grenzten aneinander. Aufmerksam und trotzig betrachtete sie ihre Schwester. Sie sagte:

„Jawohl, Lilian, so bist du.“

Darauf machte sie sich wieder an ihre Schreibarbeit.

∗             ∗

Die Blà hätte wohl mit ihrer Freundin geträumt; doch beschäftigte ihr Geliebter jeden ihrer Augenblicke. Er war häufig übler Laune.

„Ich verliere, verliere, verliere. Das war nicht immer so.“

„Und warum ist es jetzt so, mein Orfeo?“

„Mir bringt jemand Unglück.“

„Wie kann sie denn noch, die arme Herzogin!

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