Page:H.M. Diana.djvu/235

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Du faßt, sobald du sie siehst, an deine Hornbreloques und streckst zwei Finger gegen sie aus. Was soll sie dir also anhaben?“

„Nichts. Sie ist es gar nicht, es ist eine andere.“

„Wer denn, ich bitte dich.“

„Du selbst. Denn du liebst mich zu sehr, das bringt Unglück.“

„O Himmel!“

Sie war bestürzt bis zur Sprachlosigkeit. Also ihre Liebe kostete ihn Opfer! Wenigstens glaubte er es.

„Wie tief bin ich in seiner Schuld!“

Sie entäußerte sich ihres bescheidenen Schmucks. Als eine sicher erwartete Einnahme ausblieb, hatte sie einen Augenblick der Schwäche und der Auflehnung gegen alle ihre Mühsal. Piselli entnahm die Summe, deren er bedurfte, der herzoglichen Kasse.

„Sind wir denn Pedanten?“ meinte er. „Du hättest das thun sollen, ehe du deine armen Kolliers drangabst. Versteht es sich etwa nicht von selbst, daß du von deiner Freundin stillschweigend ein Darlehen entnehmen darfst? Mußt du ihr davon erst sprechen? Dann ist es mit euerer Freundschaft nicht weit her.“

Sie hatte nicht nötig, der Herzogin davon zu sprechen. Denn schon Tags darauf war das Geld zurückerstattet; Piselli hatte gewonnen. Er gewann immer. Täglich griff er in die Schatulle, und täglich brachte er den dreifachen Betrag nach Hause. Er war stets überaus gnädig und großherrlich heiter. Sie zitterte vor der Zukunft und liebte ste. Es war eine Zeit des schönen Einklanges. Orfeo gab ihr prächtige

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