Page:H.M. Diana.djvu/233

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Töchterchen? Da seht mir einmal die hochmütige, weiße Jungfrau an! Diesen Winter hat sie vier Promenadenkostüme angeschafft und keines bezahlt!“

„Ich wohne in einem Stall, und ich würde, wenn es sein müßte, Käse essen und nichts weiter. Aber ich muß beim Korso in seidenen Kissen liegen und trage auf der Straße ein Kleid keinen Monat lang. Ich kann es nicht, ich bin eine Dame.“

„Sie ist eine Dame! Hörst du’s wohl, Vinon? Aber sorgt sie wohl dafür, daß ihr Schatz die Schneiderin bezahlt? Und wenn ihre Mutter ihr sagt, wir brauchen in der Familie einen zweiten Mann, für die Schneiderin und den Konditor, dann vergißt sie sich fast und laßt es an Ehrerbietung fehlen gegen ihre alte Mutter.“

„Jetzt kommt Raphael Kalender! O mein Gott, erfinde etwas neues. Es ist langweilig, auch die Schande wird langweilig.“

Lilian warf sich in ein Sofa; es ächzte schwach.

„Herr Raphael Kalender, was hat sie denn gegen ihn ? Vinon, Töchterchen, kannst du dir denken, warum sie ihn nicht will? Herr Kalender ist ein Fremder aus Berlin, ein steinreicher Herr. Er ist hergekommen, um Geschäfte zu machen, weil die Römer dazu zu dumm sind. Jetzt gründet er ein riesiges Varists- Theater, ein anständiges, in das auch Familien gehen können. Darauf war hier noch niemand verfalle», Geld zu verdienen mit Anständigkeit. Welch kluger Mann!“

„Ein Jude mit einer Glatze, der mir bis an die Brust reicht. Ich werde ihn und den Priester sich

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