Page:H.M. Diana.djvu/123

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beunruhigte sie gar nicht, wenn sie unzufriedene Gesichter im Volke sah. Sie nahm sich vor, ihm gelegentlich in aller Freundlichkeit die Wahrheit zu sagen.

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Ende Mai verbrachte sie einige Morgenstunden im Harem des Paschas, bei Madame Fatme, seiner Gemahlin, an der sie ein oft befremdetes und oft verwandtes Wohlgefallen fand. Fatme war ein Kind, das in Pariser Toiletten mit sich selbst wie mit einer Puppe spielte: in ihrem innersten Bewußtsein behielt sie immer weite, seidene Beinkleider an. Sie träumte scheu und lüstern von allen Männern, denen sie in der Gesellschaft begegnete, und hielt alle frei einhergehenden Frauen für Hetären. Sie war überaus volkstümlich gesinnt und kannte unter Menschen keine Abstände. Ein türkischer Bettler hockte am Wege, wo die Herzogin von Assy und Prinzessin Fatme vorüberkamen. Er aß eine Schüssel Bohnen und sagte grüßend sein gewohntes heimisches „Sei mein Gast!“ Die Prinzessin hatte Hunger, das Gericht duftete nach gutem Öl. Sie ließ es sich reichen und führte den Löffel des Bettlers an den Mund. Sie legte keinen großen Wert auf Menschenleben und hielt es für wichtiger, daß ein jeder zu seiner Unterhaltung alles thue, was er könne. Sie erzählte ihrer Freundin:

„In Smyrna hatte mein Mann eine Menge kleiner Mameluken, die im Palast aufwuchsen. Und auf der Balustrade unseres Balkons standen große Marmorkugeln. Manchmal ließ der Pascha die Mameluken auf

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