Page:H.M. Diana.djvu/124

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den Balkon kommen und maß sie. Wer niedriger war als die Marmorkugeln, bekam ein Goldstück. War aber einer höher, dann: — Kopf ab.“

Sie zwitscherte hell.

„Das Spiel hatte mein Mann selbst erfunden.“

Die Herzogin blieb ernst. Sie sann, und sie fand nicht, ob solch gleichgültiges Hantieren mit dem Tode scheußlich sei oder groß.

Es war warm. Die beiden Damen saßen in Wolken von süßem Rauch auf niedrigen Diwans, drei alabasterne Stufen über dem Parkett. Das Zimmer hatte kein Fenster, die Thür stand offen, auf den grell besonnten Hof hinaus; es hingen Rosenranken davor, die der Eintretende zurückschlagen mußte. Draußen schlichen fettig schwarze Mohren, rote Binden um die Lenden, über die Marmorplatten. Sklavinnen, weißer als die Säulen hinter denen sie vorbeiwandelten, und in mattfarbenen Seiden sich wiegend, trugen auf den Köpfen bronzene Schalen, an deren Rand sie eine Hand legten. Der gestreckte Arm schimmerte mit gewölbten Muskeln. In den Achselhöhlen glitzerte es goldig. Eine von ihnen brachte auf Schalen aus Japislazouli Seker Lokoum und Rachat Lokoum, köstliche „Bissen der Ruhe“, die auf die Zunge, wo sie schmolzen, einen milden Vorgeschmack des Paradieses legten. Eine andere hinterließ, auf rosigen Zehen rasch durch das Zimmer gleitend, wundersame Wohlgerüche; sie schienen aus ihren Fingerspitzen zu sprühen.

Die Herzogin befand sich wohl in diesem vergessenen Winkel, wo Farben, die wie in künstlicher

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