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Handbuch des Alt-Irischen/I. Teil: Grammatik/Zahlwörter

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[ 231 ]Zahlwörter.

I. Kardinalzahlen.

384. Adjektivische Geltung haben nur die Zahl- wörter für 1 bis 10, flektierte Formen die für 2 bis 4. Sie stehen vor ihrem Bezugswort und lauten hier:

1. oin- öen-, immer Komposita bildend (§ 366,4).

2. m. f. n. NA da1 dl1 dän G da1 da1 dän D dib n, deibn (Sg)

Das Längezeichen über da di fehlt überaus häufig; es gab wohl auch kurzvokalige Formen (§ 46). Über das selbständige ddu s. § 385.

Komposizionsform de-, z. B. dcsillabach 'zweisilbig', ddchorpdae 'bicorpor' Sg 65 a 13. Vgl. in-de 'entzwei'.

3. und 4.

m. n. f. N tri, tri cethir teoir, teuir, teora cetheoir, cetheora G tri, tri ÜB teora cetheora D trib ÜB (*cethrib) teoraib cetheoraib A tri, tri m. cethri Ml teora cetheora 58 a11

Archaisch NA n. /re(Cam.). Eine vermittelnde Schrei- bung N f. cetheoira Ml 118 d 10.

Komposizionsformen sind tri- tri- tre- (dieses später allgemein) und cethar- cethr-, z. B. trimsi 'Vierteljahre' Wb 19 d 15 (zu nüs- 'Monat'), tredenus 'drei Tage' Wb 27 a 14 u. ö., trechenelae 'dreigeschlechtig' Sg; cethar-garait [ 232 ]'proceleusmaticus' (Vierfach kurz') Sg7bl3, cethr-och(a)ir 'viereckig'.

5. coic (lenierend, vor Gpl nasalierend)

6. se (geminierend, vor Gpl nasalierend)

7. secht1

8. ochtn

9. noin

10. deich".

385. Prädikativ und auch substantivisch, wenn gleichgenannte Dinge gezählt werden, stehen dieselben Formen. Nur tritt ddu (später dö) an die Stelle von da, und tri hat immer langes i oin öen flektiert als o-ö-Stamm.

Sind sie nicht durch den Artikel oder durch ein zweites, vorgesetztes Zahlwort oder sonstwie bestimmt, so tritt vor sie die geminierende Partikel a (§ 244, 6), z. B. a däu 'zwei', a oclit (mittelir. a k-ocht) 'acht'; aber inna ocht 'die acht (genannten Dinge)', hüanaib od sa 'von diesen acht' Sg90b8, hönaib dib 'von den zweien' Ml 14 c 6, secht n-ocht 'sieben (mal) acht', oin di airchinchib Assize insin 'dieser (ist) einer von den Vorstehern Asias' Wb 7b11.

386. Sonst stehen substantivisch, namentlich wenn verschieden benannte Sachen gezählt werden, besondere Zahlsubstantive. Sie sind von 2 an mit dem neutralen Suffix -de (io-St.) gebildet, also wohl substantivierte Ad- jektive auf -de (§ 347):

üathad (üaithed § 168) 'einzelnes Ding, Einzahl' (n. o-St.), 2. dede, 3. trede, 4. cethard(a)e, 6. sede, 7. secht(a)e (5. 8. 9. 10. nicht belegt).

38T. Für Personen dienen als Zahlsubstantive Komposita mit fer 'Mann' außer bei der Zweizahl. Sie flektieren als o-Stämme und werden, da der Nominativ ilar noch im Frühmittelirischen oft nasaliert, neutralen Geschlechts sein.

1. olnar öenar, G oin(a)ir, D oinur; 2. d'ias f., G desse, DA düs diis (später dis), Dpi de(i)ssib Fei. prol. 210; [ 233 ]3. triar; 4. cethrar, Dpi cethrairib Arm. 178b2; 5. colcer (D coiäur); 6. se(i)sser-, 7. mörfes(s)er (wörtlich 'große Sechs- zahl'); 8. ochtar; 9. noribor -bur] 10. de(i)chenbor -bur. Dazu i7ar 'Viele, Vielheit' (auch von Sachen gebraucht).

Besonders häufig werden sie mit dem Possessiv- pronomen als apposizionelle Dative (§250,2) verwendet: meisse m'oinur c Ich allein', täncatar a trinr sie kamen alle drei'. In diesem Gebrauch können sie sich auch auf Sachen beziehen; vgl. die Glosse zu nam et uultur et uul- turus et uulturius dicitur Sg 93 a 2: biit a triur do anmaim ind eiuin c sie stehen alle drei als Name des Vogels'.

Poetisch ist der Dpi ar thrib äe(i)chib c mit dreimal zehn (Leuten)' Fei. 10 Okt.

388. Die Zehner von 20 an und die Ausdrücke für 100 und 1000 sind stets Substantive und haben das Gezählte im Genitiv bei sich, z. B. tricha cäerach c 30 Schafe'. Sie bezeichnen sowohl Personen als Sachen. Über die Flexion der Zehner s. § 323; sie sind Maskulina.

20. fiche, G fichet (-t = -d, so auch bei den Fol- genden).

30. tricha, G tricliat.

40. *cetJwrcha, G cetkorcliat, Npl cethorchuit.

50. coica, G coicat cöecat.

60. (später belegt) sesca, G sescat (Fei.), sescot Thes. II 254,i7.

70. sechtmogo, G sechtmogat.

80. ochtmoga (Fei. 14 Febr.), G ochtmugat.

90. (später belegt) nöcha, G nöckat (vgl. nöichtecJi neun- zigjährig' Wb 20 a 6).

100. cit (n. o-St.), G ceit. Der NApl hat immer die kurze Form, z. B. cethir chct c 400'.

1000. mile (f. m-St), G mile, Dual dl mili c 2000 pl coic mili c 5000

Gern werden größere Zahlen in kleinere Gruppen zerlegt, z. B. da ficJiit c 40', tri fichit c 60', secht fichit f 140', tri coicait c 150', co trib nönburib c mit 27 Mann'.

[ 234 ]389. Die Einer werden mit den Zehnern so ver- bunden, daß die letzteren ira Genitiv hinzutreten. Als Genitiv zu deich '10' fungiert ein zweisilbiges deac deacc (cleec Wb 15 b 1), dessen -c(c) als -g(g) zu lesen ist. Ein zugehöriges Substantiv steht direkt hinter dem Einer und richtet sich in der Zahl nach diesem.

Z. B. a ochi deac '18', a ocht ficliet '28', dl litir (Dual) fichet '22 Buchstaben', i n-dib n-üarib deac 'in 12 Stunden', colc säum sechtmogat '75 Psalmen', wörtlich 'fünf Psalmen einer Siebzigzahl'.

Dagegen mit den Hundertern werden Einer und Zehner durch die Präp. ar (mit dem Dativ) verknüpft, z. B. fiche ar chet '120', a däu coicat ar chet '152', inna deich ar dib cetaib 'die 210', coic mili ochtmugat ar chet '185000'. Ein Substantiv bleibt also auch hier unmittelbar hinter dem Einer.

So werden auch die Zehner an die Zahlsubstantive ge- reiht: dias ar fichit '22 (Leute)', mörfeser ar dib fichtib '47'. Gelegentlich auch an oin :a n-öen ar fichit 'die 21' Ml 2d2. Das Zahlwort oin kann nach späteren Belegen neben einem Substantiv auch fehlen: bö ar fichit '21 Kühe', wörtlich '(eine) Kuh zu zwanzig' (Sammlung bei Robinson, Pvev. Celt. 26,378).

Poetisch und spät werden auch andere Einer durch ar mit Zehnern verknüpft (ebend. 379).

390. Zur Form der Kardinalia.

Die Nebenformen der Zweizahl, da und selbständig däu (britann. dou), entsprechen der altindischen Doppelform des NA m. dvä und dvau; doch ist däu, jünger dö, auch in den Genitiv gedrungen. Zur Flexion vgl. § 286. Der D dib kann die alte Komposizionsform duz- enthalten oder in schwachbetonter Stellung aus *däib oder *doib entstanden sein oder sich an trib anschließen. Eine halbe Anlehnung an da zeigt deib in Sg, vgl. deit c dir' neben dait und dit § 430, später meic für schwachbetontes maicc c des Sohns'.

Die Komposizionsform de- = kymr. dwy- weist auf dei- oder duei-; doch wird sie auch vor dunkler Konsonanz nicht difton[ 235 ]giert. Umgekehrt ist tre- die Gestalt, die sich ursprünglich vor dunklen Silben herausgebildet hat.

Die Feminina teoir cetheoir (jünger mit der gewöhnlichen Adjektivendung -et), kymr. teir pedeir gehen auf *tesores *q~etesores zurück und berühren sich mit altind. tisräh cätasrah.

Nach coica cöeca zu schließen hat auch eoie (neuir. ci'tig) echten Diftong, wenn es nicht älter zweisilbig cö'ic zu lesen ist. Es ginge dann auf *kouenq"e statt *q-enq-e zurück mit Anschluß an die Präp. co(m) § 823, gleichsam c alle (Finger) zusammen'. Aber altkymr. pimp breton. pemp direkt aus *q-evq-e.

Daß se einst *$ueks lautete, zeigt kymr. cliwech und das f von marfesser (§ 129).

ocht nasaliert im Anschluß an secht noi deich. Dagegen eoie und se nasalieren nur den Anlaut eines Gpl nach Art der flek- tierenden Formen.

noi geht nach Ausweis von kymr. körn, naw mittelbreton. nau zunächst auf *naun, nicht auf *neun zurück (got. niun, gr. iv-via).

Im G de'ec deae(c) (neuir. deag) hat man ein Kompositum *duei-penq 1'- c Doppelfünfer' vermutet.

Von den Zehnern hat fiche palatales, die übrigen dunkles ch (oder -f). Das geht auf den alten Unterschied der Stammform -knt- oder -kmt- von -kont- oder -komt- zurück, die den alten Dual (dor. «/u-Kcm) vom Plural (Tpid-Kovxa usw.) schied; vgl. auch bre- ton. tregont c 30' neben ugent e 20 Vielleicht ist ein Rest des N -onts in sechtmogo vorhanden; sonst lautet der N auf -a aus, das älteres -(a)e vertreten kann, so daß die Endung von fiche auf die anderen Zehner übertragen wäre. Vgl. auch nöichtech 90 (Jahre) zählend', das gebildet ist, als ob zwischen ch und t ein heller Vokal ausgeworfen wäre.

Der mittlere Vokal von cethorcha weist wohl auf *q"etru-kont-. Darnach mögen sechtmogat- ochtmugat- nöchat- zunächst auf *sechc tama-kont-, *ochtamukont-, *nauu-kont- zurückgehen.

II. Ordinalzahlen.

391. Die Ordinalia stehen vor ihrem Bezugswort, flektiert oder unflektiert (§ 363), mit Ausnahme von tän(a)ise 'zweiter', manchmal aile.

lte. cetn(a)e (io-St.), aber mit Zehnern verbunden oin-

mad, öenmad. Für adjektivisches cetn(a)e kann auch cet-

[ 236 ]stehen, das immer Komposizionsglied ist, z. B. in cet-sians (s = s) und in cetnae sians 'der erste Sinn' Ml 36 a 32. 33.

Adverbial für 'erstens' steht entweder das Kompo- situm cetmus (Wb23b34), oder vor das Verb tritt ein Präfix cetu (Wb 26 c4), ciatu (14 a 29), gewöhnlich ceta, cita (durch Vermischung mit der gleichlautenden Präpo- sizion § 821), das nie den Wortakzent auf sich nehmen kann (§ 383); z. B. is he cetn-ru'pridach düib 'er hat euch zuerst gepredigt' Wb 26 c 4, fris-cita'comrici 'mit dem du zuerst zusammentriffst' Karlsr. Beda 33dll, in tan ad- cita'acce 'als sie zuerst sah' Tur. 60.

392. 2te. Meist tän(a)ise (hinter dem Substantiv stehend). Gelegentlich alle 'anderer' (§ 480), das in dieser Bedeutung vor sein Substantiv treten kann: aile mäth(air) 'altera mater' Sg 152 a2; doch häufiger substantivisch ge- braucht. Vereinzelt all- als Komposizionsglied: all-slige 'zweites Aushauen' Ml 2 a 6.

In Verbindung mit Zehnern tritt bei adjektivischem Gebrauch ala dafür ein, das unveränderlich vor seinem Substantiv steht; mit Artikel: indala für alle Geschlechter und Kasus (§ 481).

393. 3te. Meist tris(s), daneben tres Sg 104 bl und in späteren Handschriften. Vor einem Substantiv nicht flektiert, vielleicht bisweilen als Kompositionsglied zu fassen. Dsg triuss Wb 7 c 8.

4te. cethramad

5te. coiced

6te. se(i)ssed

7te. sechtmad

8te. ochimad

9te. nömad

10te. dechmad

20te. fichelmad (fichatmath Rev. Celt. 25,378).

30te. trichatmad usw.

100ste. cämad.

Die Wörter auf -ed -ad -ath sind o-ä-Stämme, z. B. Gsg f. coicthe.

[ 237 ]394. Sind Einer mit höheren Zahlen verknüpft, so hat nur der Einer die Gestalt des Ordinalzahlworts; für die Zehner steht der Genitiv des Kardinale wie § 389 (und die Hunderter werden ohne Zweifel mit ar angehängt). Z. B. in cJwiced flehet 'die 25te', ind öenmad rann flehet 'der 21te Teil', ala rann deac 'ein Zwölftel', indala n-ainmm deac 'der zwölfte Name', sechtmad rann cethorcliat C1/47'. Auch hier scheint das Zahlwort für 1 fehlen zu können, wenn die Zehner mit ar angehängt werden: ein ar fichit '21 tes Heft' Rev. Celt. 25,378; 26,378.

395. Neben den einheimischen Ordinalien dringen die lateinischen ein, z. B. prim 'der Erste' Karlsr. Beda 18dl; besonders im Kompositum: prim-gaid 'Hauptwind', seendabb 'seeundus abbas', tertpersan 'dritte Person', tert- cobedan 'dritte Konjugazion', qiiartdiall 'vierte Deklinazion'.

396. Zur Gestalt der Ordinalien.

Die Vorsilbe c£t-, vortonig cetu', von der cetn(a)e abgeleitet ist, entspricht gall. cintu- in Cintugnatus ('Erstgeborener'), Cintu- genns, Cintusmus, Centusmia, vgl. kymr. cynt 'früher, schneller', cyntaf 'erster', got. hindumists ags. hinüema 'hinterster'. Die Nebenform ciatu' neben cetu' wohl nach dem ähnlichen Wechsel in *ciatu cetu 'obgleich sie sind' § 773.

tän(a)ise nebst imthänad imthdnud 'Wechsel' (§ 308) enthält wohl die Präposizionen to-ad- und eine Wurzel ned- oder neth- (vgl. nessa 'näher'?).

triss ist nach Ausweis des Dativs triuss ein o-Stamm, der Vokalismus wohl durch tri beeinflußt, tres(s) kann die ältere Form sein, die sich daneben gehalten hatte und schließlich wieder durchdrang; oder sie lehnt sich an tre- an. Der Stamm entspricht osk. trsto- tristo- 'Zeuge', eigentlich 'Dritter' (lat. testis aus *tristis worin manche ein altes trito-sto- 'an dritter Stelle stehend' ver- muten. Die alte Bildung des Ordinale (altind. trttyah avest. drityö lat. tertius got. ßridja) bewahrt das Britannische, vgl. kymr. trydydd breton. trede.

eoieed hat eine Endung *-eto-s, vgl. altind. paücathah. Sie hat eich auf se(i)ssed übertragen. Das Suffix -mad (kymr. -fed) geht von der Sieben- und Zehnzahl aus; die alten Ordinalien auf kelt. -amo-s, entsprechend lat. septumus decumus altind. saptamdh dasetmäh, sind um das Suffix -eto- erweitert worden, vgl. gallolat. [ 238 ]petru-decameto (Abi.), Name eines Totenfests CIL XIII 2494. Da- her ir. sechtmad dechmad, kyror. seithfed degfed. Dieses -ameto-s, ir. -mad hat sich dann weiter ausgebreitet; auf die Vierzahl wohl erst im Irischen, da es mittelkyrar. pedtcyryd, f. pedwared, mittel- breton. pevare lautet, in der Endung altind. turiyah entsprechend.

III. Brüche.

397. ll2-.leth (n. o-St.) c Hälfte G leith; es kann Komposita bilden, z. B. leth-scripid Cl/2 scripulus'.

1js: tr'ian n., D triun.

ji: (später belegt) cethramthu f., G cethramthan; dazu Npl teora cethramdin C3/'4=' Karlsr. Beda 25c 1.

Von 1jb an dienen die substantivierten Neutra der Ordinalien als Bruchzahlen, wenn nicht rann f. 'Teil' hin- zutritt; z. B. cotced 'ein Fünftel', aili deac 'eines Zwölftels Karlsr. Beda 18 x /2 d, se sechtmad C6/V.

IV. Multiplikativa.

398. öen-fecht 'einmal'.

Die übrigen mit der Präp. /o, fu (mit Ackusativ): fo dl '2 mal', fo thri '3 mal', fo deich '10 mal', fo chok sechtmogat '75 mal', fo ocht fichet '28 mal'.

Vor Zahlen stehen die gewöhnlichen Kardinalien, z. B. tri secht '3 xT Ml 2d 2, coic deich '5 x 10' Sg 4 a 5, secht n-ocht '7 x 8' Karlsr. Beda 33 a 5, secht trichit '7 x 30' ebend. 33 a 3. Doch a den fo deich c 10 x 1' ebend. 31 c5.

V. Distributiva mit cach s. § 484.