Wat sei alles maket/Giw et wieder!

From Wikisource
Jump to navigation Jump to search
<-- Holschenmaker Kaufaut Wat sei alles maket Lögen-Meier -->

[040]Et was in Jahre 1783 in Mai. En Dag, sau scheune, wee hei all sau oft beschreeben un besungen is. Dei Obstbäume bloihen, un dei Sunne gaw der Eere en warmen Kuß, as wenn se seggen wolle: Wake up un giw den Minschen dat, wat diu in deenen Schoote verborgen hest; denn freuet seck dei Minschen un latet seck ok meene hellen gollnen Strahlen in öhr Harte scheenen, dat se Luft kreeget tau frischen, fröhlichen Leben.

Dei ole Biuersfriue aberst, dei mit en lütjen Korbe in Arm un en dicken kareerten Regenschirm in der Hand dei Landstraten, dei na Brunsweek feuhre, rüstig henmascheere, dei was ganz in Gedanken versunken. Sei scheene öhr Harte versloten tau hebben vor der leiwen Sunne. Up öhren runzehggen Gesichte lagg en Zug, as wenn se dachte: Lat et komen, wee et kümmt!

Entweder - oder. Se verjage seck orndlich, wee se dör en Dorp kämm un ne Friue reip öhr tau: „Giuden Morgen, Langenmutter! Na, wo will Sei denn all sau freuh hen?“

„Och“, seggt Langenmutter, „eck woll mal na Brunsweek, wo eck wen beseuken wolle.“

„Na, denn kome se giut hen, se mott noch orndlich iuttre’en, wenn se bet Middag hen seen will.“

[041]Langenmutter marscheert rüstig weeder un kümmt endlich in Brunsweek an. Sei geiht grade up dat herzoglische Slott tau un fröggt den Posten, dei vor den Portale Wache steiht: „Giuden Dag! Och, segge Hei mecke mal, woveel Treppen hoch wohnt woll dei Herzog? Eck möcht en mal geeren spräken.“

„Ja, Langenmutter, den Herzog tau Spraken, dat is sau einfach nich, wee Sei seck dat vorstellt. Wat will Sei denn von’n Herzog?“

„Mein Gott, wo kennt Sei denn meenen Namen von? Wer is Hei denn?“

„Eck sin doch Karl Vogt. Kennt Se meck denn nich?“

„Ach, diu leibe Teet, ja, niu kenne eck deck! Diu bist den olen Dagelöhner Vogt seen Junge iut iusen Dörpe. Dat is aberst en Glücke, dat eck en Bekannten dräpe! Niu segg meck mal geswinne, ob dei Herzog tau Hiuse is, eck motten mal spräken.“

„Ja, Langenmutter, sauveel wee eck weit, is dei woll tau Hiuse, aberst öhne tau spräken is sau lichte nich, wee Sei seck dat denket. Frage Se doch mal den Portjä, dei da in der groten Dör steiht, dei weit better Bescheid as eck.“

Langenmutter wendt seck an den Portjä. „Dag, Herr Portjä! Kann Hei meck woll seggen, wo eck na’n Herzog kome?“

[042]„Den Herzog will Sie sprechen? Was will Sie denn von ihm?“

„Na, dat weere eck öhne nich up dei Näse hängen, wat eck’r von will. Hei weeset meck einfach na’n Herzog, un damee basta!“

„Oho! Sie ist ja eine freche Person. Wenn Sie den Herzog sprechen will, dann melde Sie sich schriftlich zur Audienz, und dann warte Sie, bis Sie Bescheid kriegt.“

„Audienz? Wat is dat for’n Ding? Dat kenne eck nich. Un wenn Hei meck nich helpen will, denn finne eck meenen Weg alleene na’n Herzog.“

Sei will an den Portjä vorbeegahn, da schuppsct dei se vor de Bost‚ dat sei beenah tau Bodden fällt. Langenmutter fanget an tau schre’en: „Hülpe, Hülpe! Sau’n langbeinigen Keerel will meck schuppsen, dat eck tau Bodden falle. Hülpe!“

In düssen Ogenblicke tritt dei Herzog mit seenen Adjedanten iut’n Slotte un fröggt strenge: „Warum schreit Sie um Hilfe? Wer hat Ihr was getan?“

„Och, meen leiwe Herr, eck woll iusen Herzog geeren mal Spraken, un da buffet meck düsse upgetakelte Paggeliune vor dei Bost, dat eck beenah up’n Rüggen fallen wöre.“

„Durchlaucht, ich bin unschuldig! Diese unverschämte Person will mit Gewalt ins Schloß dringen.“

[043]„Wat, unverschämte Person? Meint Hei meck damee, Hei grobe Keerel? Kann Hei meck nich meenen Weg gahen laten, wenn eck iusen Herzog Spraken will?“

„Sie will zum Herzog?“

„Och ja! Eck möcht en geeren mal spräken. Künnt Sei meck woll seggen, wo eck en dräpe?“

„Das kann ich schon. Ich bin der Herzog selbst.“

„O, meen leiwe Herr Herzog, dat freut meck aberst ganz gefährlich. Na, denn giuden Dag ok, Herr Fürst! Eck dachte meck woll gleek, dat Sei wat Grotet wören, vilhchte den Herzog seen General, aberst niu Sei dat sülben sind, is’t desto bäter.“

„Sie wünscht mich also zu sprechen?“

„Och ja, eck hebbe wat up’n Harten, dat mott’r herunner, un dat kann eck neinen annern anvertriuen as wee Sei, Herr Herzog.“

„Nun, dann folge Sie mir!“

Dei Herzog sprickt en paar Wore mit seenen Adjedanten, denn geiht hei int Slott un Langenmutter hinnerher. Se kickt seek aberst nochmal ümme, as wenn se tau den Portjä seggen will: Suihste niu woll, dat eck den Herzog ohne deck spräke?

In Slotte inner groten Stiuben annekomen, settet seek dei Herzog, weeset up’n gepolsterten Lehnstauhl un seggt: „Setze Sie sich! Wie ist Ihr [044]Name, wo wohnt Sie, und welches ist der Zweck Ihres Hierseins?“

Langenmutter lett seck in den Stauhl fallen, springt aberst gleek wedder in dei Höchte, drücket mit dei Hand up den Sitz un seggt: „Ach, diu leiwer Gott, wat hebbe eck meck verjaget! Eck dachte, in den Stauhle wöre nein Bodden.“ Denn settet se seck behiutsam wedder hen un fanget an tau vertellen:

„Eck sin dei Wittfriue Katreene Lange, geborene Papen, iut den Dörpe Laubeck. Meen seilige Mann is dei Huisling Krischan Lange wäsen, wenn Sei villichte von den mal wat eheuert hebbet.“

Dei Herzog seggt lachend: „Ich muß bedauern, von dem noch nichts gehört zu haben.“

„Nich? Eck segge Sei, dat was en klauken Kopp. Hei is lange Jahre Gemeindedeener ’ewäsen un het -“

Dei Herzog ünnerbrickt se: „Wenn das nicht mit zu der Sache gehört, so lasse Sie das weg! Erzähle Sie kurz und bündig, was Sie hierher geführt hat.“

„Na ja, dat will eck ok daun. Alsau, seit en paar Jahren is dat mit den Keerels in iusen Dörpe nich mehr taun lutholen. Se ligget mehr in’n Krauge as wee in’n Hiuse. Branneweensiupen un Kaartenspeelen, dat is Öhre Hauptarbeit, se latet Gott en [045]giuen Mann seen. Dei Friunsluie mottet seck in’n Hiuse un up’n Felle afrackern, un wenn se nich genaug ’edahn hebbet oder se maket Öhren Keerels Vorwürfe, dat sei irst morgens iuten Krauge na Hius komet, denn giwt et en Futter lang. Dat is, as wenn in dei Keerels de Diuwel ’efahren is. Wenn dat sau weeder geiht, denn geiht dat Dorp tau Grunne. Aberst nich alleene, dat sei dei Nächte sittet un siupet und kaartjet, se nöhmet ok noch jeden Sünndagmorgen, den Gott scheenen un weeren lett, tau Hülpe. Jeden Sünndagmorgen, wenn et in dei Kerken lütt, gahet düsse Sünnenknüppels statt in dei Kerken in’n Kraug un dreebet da öhre dögenischen Kneepe. Iuse Paster het all dagegen von der Kanzel herunner ’edonnert, aberst et helpet nicks, se hebbet vor Gotteswoort neinen Respekt mehr. Un derentwegen möchte eck Sei bidden, doch da mal en Sticken beetaustäken, Herr Herzog. Wenn Sei Befehl gewet, dat dei Ammann seck da mal twischen smeete, denn kreegen dei Keerels mehr Respekt. Denn sau geiht dat nich mehr. Dei Friuensluie mottet seck taunichte quälen, un dei Keerels ligget up der fiulen Bärenhiut, denn wenn se seck nachts dicke siupet, denn sau künnt se an Dage nich arbeien.“

„Aber weshalb kommt Sie denn gerade zu mir? Sie ist doch Witwe?“

[046]„Ja, dat sin eck, un dat is ok sau, aberst meen Sweegersohn, Franz Brennecke, dei ineene einzige Dochter tau’r Friue het, dat is dei slimmste. Eck segge Sei, Herr Herzog, meene Dochter is en giuet Mäken, se aret ganz up meck. Se arbeiet fleedig, wat sei kann, un dei Nächte, wenn dei Slöks in’n Krauge sitt, huilt sei seck dei Ogen iut’n Koppe. Un swack is sei ok man, denn jedet Jahr en Kind, dat geiht in neinen hohen Boom, da mot ja sauen armet Friuensminsche tau Grunne gahn. Un derentwegen hebbe eck meck en Harte fatet, wo eck neint harre, hebbe meck up de Socken ’emaket un sin niu heer an der rechten Smee’e, denn eck hebbe meck ’eseggt, heer giwt et bloß einen Minschen, dei helpen kann, un dat sind Sei, Herr Herzog, sülben is dei Mann. Aberst eck bidde Sei, schiuben Sei dat nich up dei lange Bank, schicken Sei einen her, dei Haare up’n Tänen het un nein Blatt vor’t Miul nümmt, frische Fische, giue Fische. Sau, dat is allens, wat eck up’n Harten harre, niu is’t rünner, niu sin eck hunnert Pund lichter ’eworen.“

Dei Herzog was uppestahn un seggt: „Es freut mich, daß Sie gleich an die rechte Schmiede gegangen sind, liebe Frau. Ich werde die Angelegenheit streng untersuchen lassen, sobald ich mich davon überzeugt habe, daß die Sache so steht, wie Sie mir dieselbe geschildert, soll Ab[047]hilfe geschaffen werden, so gewiß wie ich Euer Herzog bin. Gehe Sie jetzt nur ohne Sorgen nach Hause, Ihre Sache hegt in guten Händen. Spreche Sie aber mit niemandem darüber!“

„Och, meen leiwe Herr Herzog, eck mott jo sweegen, süß släugen meck dei Keerels dei Knoken kaputt!“

„Gut, dann lebe Sie wohl!“

„Adjüs, Herr Herzog, nicks vor ungiut, un eck danke ok noch veelmals.“

Stolz güng Langenmutter, wee se iut den Slotte tratt, an den Portjä vorbee, se keek öhne stramm int Gesichte, es wenn se seggen wolle: Suihste woll, niu hebbe eck doch meenen Willen ’ekreegen. Un wee sei butten up dei Landstraten kämm, da sach se ok, wat dat for’n gladden Maidag was. Sei leit seek niu dei Sunne in öhr Harte scheenen un murmele sau vor seek hen: „Endlich werd dat bäter, endlich heuert dei Sorgen up. Dei Lümmels weeret Ogen maken, wenn’r dei Blitz twischen sleiht, un wettet nich, wer ’ne dei Zuppen innebrocket het.“

Un wee ’ne Lerke vor öhr upflog un sung öhre besten Stückschens, da seggt se: „Ach, diu leiwer Gott in’n hogen Heben, wat is dat huite doch for’n gladden Maidag.“

Den Sünndag naher, det Morgens ümme achte, hanteert dei Kräuger Kaspar Kasseboom in Lau[048]beck all in seener Gaststiuben herümmer. Hei het seck dei Hemdsärmel uppekrempelt, ’ne blage Schönen vor, un rücket dei Dische inner Midde tau ’ner langen Tafel tausammen, stellt ringsherum Stäuhle, füllt dei grote Sluckpullen iut’n Fatte vull un geiht denn hinnern Träsen un späult Gläser.

Während düsser Beschäftigunge tritt en frommen Gast in dei Stiuben. Hei drögt en langen dunkeln Rock bet ünnert Kinn taugeknäupet, en lütjen breittimpigen Haut, langschäftige Steebel un in der Hand en spanischet Rohr.

„Guten Tag! Gebe Er mir ein Glas Branntwein!“

„Jawohl“, seggt Kasseboom, „den schöllt Sei hebben.“

Während hei seck dei Hanne awdräugt, fröggt hei den Frommen: „Sei sind woll nein Brunsweeker?“

„Nein, ich bin hier fremd und auf einer Forschungsreise begriffen.“

Kasseboom wittert in den Frommen einen, den hei villichte ’ne Pulle von seenen siuren Ween ansnacken kann, un seggt: „Sau, sau! Willt Sei denn nich leiwer in dei Honoratschonenstiuben sitten gahn un ’ne feine Flasche Ween drinken, denn twischen dei Biuern passet Sei doch nich.“

„Ich habe nicht lange Zeit, ich bleibe hier und [049]trinke einen Schnaps.“ Damee settet seck dei Fromme ant ünnere Enne vor dei Tafel.

„Na, meenetwegen“, seggt Kasseboom, „wenn Sei twischen dei Biuern sitten möget.“

„Na, Er erwartet doch wohl vor dem Gottesdienst keine Gäste?“

„Dat seck dat versteiht“, lachet dei Kräuger, „meene Gäste drinket det Morgens öhren Kaffee iut düsser groten Pullen!“

„Und was sagt Euer Pastor und der Ortsvorsteher dazu?“

„Ja, dei Paster het all lange versocht, meck meene Gäste awspenstig tau maken. Hei het ’ne all Himmel un Hölle vorestellt; aber dei Biuern latet seck nich verblüffen un segget: „Bange maken gelt nich.“

„Na, und der Ortsvorsteher?“ fröggt dei Frömme.

Kasseboom lachet, dat hei piuterrot in Gesichte werd, un seggt: „Meen leiwe Herr, dei Vorsteher freuet seck, wenn orndlich wat ’etrunken werd, denn dei Vorsteher bin eck sülben.“

Dei Frömme lachet getwungen un seggt: „Ach so, deshalb! Und was sagt das Herzogliche Amt dazu?“

„Dat seggt garnicks. Dei ole Ammann, dei woll wat ’eseggt harre, is all en paar Jahre dote, un den nee’en Ammann kennt wee heer nich. Wenn dei [050]wat von üsch will, denn schicket hei seenen Zeckertär, un dei nümmt geeren einen. Dei drinket ’ne Pulle Ween, dei öhne nicks kosten deiht, denn is alles giut. Eine Hand waschet dei annere..“

In düssen Ogenblick werd dei Dör open ’eretten, un Franz Brennecke stolpert herin, smitt seek dichte neben den Frommen up’n Stauhl, sleiht mit der Fiust up’n Disch un schre’et mit heiserer Stimme:

„Krauger, fülle up! Eck hebbe von gistern abend noch en höllischen Nahdost. Eben geiht dei Paster in dei Kerken, dei ole Greeskopp keek meck an, as wenn hei meck upfräten wolle. Aberst wo sind denn dei annern? Et lütt doch all in dei Kerken!“

Hinner Brennecke is dei Biuer August Wagener herinnekomen un settet seek up dei ärmere Seete neben den Frommen un seggt: „Meck ok en groten, Kasseboom! Tummele deck, dei annern körnet ok all hinner meck her.“

Dei Gaststiuben füllt seek mit Biuern, alle verlanget se Branneween. Veier Mann speelet an oberen Enne von der Tafel Kaarten un buffet dabee up, dat dei Sluckgläser danzet. Es is en Spektakel inner Stiuben, dat’n dat Glockenluien von biuten gar nich mehr heuern kann. Franz Brennecke het dat grötste Woort, hei kippet en Sluck [051]na en annern weg. Mit’nmale seggte: „Kräuger, düsse Püttjeree’e iut den Glasern gefallt meck nich. Kreeg mal dei Großmutter von Borte un fülle se mit Pommeranzen, denn feuhlt man ehr, dat’n wat in dei Kehle krigt.“

Dei Kräuger füllt den groten Kraug, settet’n vor Brennecke hen un seggt: „Prost, alle mitenanner!“ Brennecke fatet den Kraug mit beiden Hannen un seggt: „Niu willt we mal en Zug dauen, wee et en ordentlichen Biueren, dei wat ’eleert het, taukümmt. Prost!“ röpt hei. Denn nümmt hei en düchtigen Sluck, giwt den Kraug seenen Naber rechts un seggt: „Prost! giw en wieder!“

Niu geiht dat Siupen los. Jeder, dei drunken het, recket den Kraug seenen Naber un seggt: „Prost! giw en wieder!“

Datwischen röpt Brennecke: „Wagener, wenn dei Großmutter bee deck annekomen is, denn seggste: ‚Prost! Giw en wedder sau herümmer!‘ Frömme Luie gaht üsch nicks an, dei lat seck sülben Pommeranzen käupen!“

Sau geiht dat ’ne ganze Weele. Wenn dei Kraug von Brennecke rechts up der annern Seete bee Wagener links annekomen is, denn giwt dei ’ne wedder links herümmer, un dabee seggte: „Prost! Niu wedder sau herümmer.“ Dabee nümmt dat Vertellen von Dönekens gar nein [052]Enne. Datwischen fröggt August Klinge: „Wagener, wat hebbet je denn vergangene Nacht, wo eck all wege was, noch mit Fritz Nohen annefongen, dei is jo noch nich heer?“

Da fanget Wagener an tau lachen un seggt: „Fritzen Nohen hebbet wee noch einen uppefüllt, un wee hei diune was, dat hei nich mehr lallen un stahn künne, hebbet wee ’ne uppen Kräuger seene Schiufkare la’et un bet vor seen Flius ’eschoben un von der Karen kippet, un denn het ’ne Franz Brennecke mit’n Stricke seenen Kittel ümme dei Knee tausammenbunnen un den Kittel ringsherümmer mit Steinen vullepacket, dat hei seck nich reugen künne, un da an de Wand ’efettelt. Dei mag mal been Upwaken ’efroren hebben!“

Dei Biuern brüllet alle vor Vergnügen.

En anner Biuere fröggt Brennecken: „Diu Franz, wat beste denn mit deener Friuen vorehat, dei harre huite morgen, wee se Water hale, en verbunnenen Kopp?“

Brennecke greent un seggt: „Meene Olsche woll meck huite morgen ’ne Predigt holen, von wegen Fritz Nohen, dei leige in’n Bedde, un von wegen meen Siupen; da hebbe eck Öhr wecke an’n Blackpott ’edöschet, dat sei veier Weeken nich na’r Kerken gahn kann.“

Da springet dei Fromme up un trecket Brennec[053]ken mit seenen spanischen Rohr en paar ower, dat hei liut uphuilt. Et entsteiht en groten Tumult, dei Biuern springet up un willt ower den Frommen herfallen. Dei ritt seenen Oberrock up, dat man dei Unneform mit Ordensteern seihn kann, un röpt: „Rühre mich niemand an! Euer Herzog steht vor euch!“

Et folget mit einen Slage ’ne atenlose Stille. Dei Biuern stahet wee angenagelt. Kasseboom, dei gerade inschenken wolle, lett vor Schreck dat Glas fallen, dei Hand mit der groten Pulle hänget ’ne an Leewe dal, un dei Sluck löpt up den Fautbodden. Mit weet upgerettenen Ogen suiht hei den Herzog an.

De Herzog röpt mit befehlender Stimme: „Nehmt eure Plätze wieder ein!“

Se settet seck stille hen. De Herzog bliwt stahn un donnert denn los: „Seid ihr vom Teufel besessen, daß ihr den Sonntag so entheiligt und ein Leben führt, welches jeder Beschreibung spottet? Schande und Schmach über euch, daß ihr an solch niederträchtigem, sündigem Lebenswandel Gefallen findet! Ihr habt euch dadurch unter euer Vieh herabgewürdigt, das nur säuft, wenn es durstig ist. Um eure Wirtschaft kümmert ihr euch nicht, ihr findet es ganz in der Ordnung, wenn eure braven Weiber sich von morgens bis spät in die Nacht mühen und plagen. Als Dank dafür [054]mißhandelt und prügelt ihr sie, wenn ihr nachts betrunken heimtaumelt. Was, frage ich euch, soll dereinst bei diesem schändlichen Treiben aus euren Rindern werden? Eine solch trostlose Wirtschaft soll natürlich nicht länger mehr bestehen. Ihm, Kaspar Kasseboom, entziehe ich hiermit die Wirtschaft, der Krug geht ein. Auch Euer Amt als Vorsteher legt Ihr nieder, ich werde euch vorläufig einen Vorsteher aus Braunschweig senden, der euch nach dem Gesetze gerecht, aber streng beaufsichtigen soll. Wehe euch, wenn ihr eure Frauen wieder mißhandelt und dem neuen Ortsvorsteher die Achtung versagt, die ihm gebührt. Dann schicke ich euch auf eure Kosten eine Schwadron Dragoner ins Quartier, solange, bis ihr euch gebessert habt. Wem dieses nicht gefällt, dem stehe es frei, mein Land zu verlassen. Und jetzt will ich euch einen Denkzettel an diese Stunde geben, den ihr hoffentlich nicht so leicht vergessen werdet.“

De Herzog haalt mit der Hand iut un giwt Brennecken ’ne ganz gewaltige Ohrfeege un seggt: „Gib sie weiter!“ Brennecke holt seck dei Backen un jammert: „Au, au!“

„Gib sie weiter, oder -!“ seggt dei Herzog mit strengen Tone un bört seene Hand tau’r tweiten Ohrfeege up.

Da giwt Brennecke vuller Miut seenen Naber ’ne [055]Ohrfeege, dei seck ’ewoschen het, un murmelt „Giw se wieder!“

Sau geiht dat de Rege herümme. Wee Wagener seene Ohrfeege weg het, da giwt ’ne dei Herzog eine up dei annere Backe, dat ’ne dei Kopp wak kelt, un seggt: „Nun wieder so herum!“ Wee dei wedder bee Brennecke annelanget is, seggt de Herzog: „So, nun ist es genug. Ich hoffe, daß ihr mich und den heutigen Tag nicht vergessen werdet. Und nun marsch in die Kirche, damit ihr von der Predigt noch was hören könnt! Kasseboom geht gleichfalls mit! Vorwärts, marsch! Keine Widerrede!“

Dei Biuern gabt alle einer hinner den annern iut der Gaststiuben. Dei Herzog geiht hinnerher und passet up, bet dei leste hinner der Kerkendör verswunnen is.

Da kümmt Langenmutter mit’n Gesangbauk ünnern Arm dei Strate hendal. Se erkennt den Herzog gleek wedder, geiht up öhne tau un seggt: „Ach, Herr Herzog, Sei sünd sülben da! Dat hebbe eck meck woll ’edacht, wee eck dei Biuern mit öhren roen Branneweensbacken alle ein na ’en annern wee dei Gäuse na’r Kerken gahn sach, dei Biuern leiten den Snabel hängen, as wenn Sei se orndlich ’eruppet härren.“

Sei ergript den Herzog seene rechte Hand un seggt, indem öhr dei Tränen ower dei runzeligen [056]Backen lopet: „Ach, meen leiwe Herr Fürst, Sei schöllt ok bedanket seen, niu briuket seck meene Dochter nich mehr dei Ügen rot tau weenen. Niu werd woll alles wedder giut weren!“

Dei Herzog seggt: „Ihr habt Euch nicht zu bedanken, liebe Langen, sondern ich bin Euch dankbar, daß ich durch Euch meine Schuldigkeit tun konnte. Sollte Sie mal eine Bitte oder ein Anliegen haben, so weiß sie ja, wo ich zu finden bin. Und nun lebe Sie wohl!“

Langenmutter öhre Hoffnunge is nich tauschannen ’eworen. Brennecke sau woll wee dei annern Biuern hebbet seck den letzen Sünndag in’n Krauge höllisch tau Harten nohmen un hebbet vor öhren Herzog en bannigen Respekt ’ekreegen.