Textauszüge (Gasser)

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Textauszüge by Vinzenz Gasser
Ladin badiot
grafia moderna

Textauszüge

La patria[edit]

La čiása, olà ćhe naŝŝun, l paiŝ, olà ćhe sun stà tratg’ só, i lüg’ olà ćhe saltān inčerć qu’an ćh’en mitungs, l leng qu’an odü naŝŝe, quel prè, olà ćhe aŋ la pruema ōta ćóu margarites e violes, ćotaŋ ion i oduŋse indò? […]

I a proé quest’amarezza e quaŋ chi aldì valgügn baié l lingaz de mie paiŝ me balzale l ćuer sić si es aldì l pere.

Die Heimat

Das Haus, in dem wir geboren wurden, das Dorf, in dem wir aufgezogen wurden, die Plätze, auf denen wir als Kinder umherliefen, den Baum, den wir sprießen sahen, jene Wiese, in der wir das erste Mal Margeriten und Veilchen pflückten, wie gerne sehen wir sie wieder? […] Ich habe diese Bitterkeit verspürt und sobald ich jemanden die Sprache meiner Heimat sprechen hörte, hüpfte mir das Herz, als ob ich meinen Vater gehört hätte.

L ćorve e la olp[edit]

Maestr ćorv sunté suŋ uŋ leng tegnì un toć de čiaŝò te la boččia. Maestra olp alletada prò dal toff i bayā adoss a preŝŝa püć ćuŋ questes parores. E buŋ dè, signur le Corv, a! seis nett e me pareis bell, zonza mentì, ŝe oŝ čianté someia a ostes plumes, seise l plü bell vičel de quiŝ boŝ.

A questes parores l’ ćorv è fora de sè de ligrezza, dóura un beć lerg por mostré sua bella uŝ e laŝŝa tomé so boććuŋ. La olp s’l tol e diŝ: Mie bun signur, imparede, ćhe vign’un, ćhe baya bell vī a ćount de ćhi, ćh’i sćuta sue. Questa lezion val zonza dubio un toć de čiaŝò. L ćorv se dodà e del duett ćonfü, e diŝe, ch’aŋ ne l’attlaperà plü.

Der Rabe und der Fuchs

Meister Rabe saß auf einem Baum und hielt ein Stück Käse im Schnabel. Meister Fuchs, vom Geruch des Käses angelockt, sprach in etwa diese Worte zu ihm. Ah, guten Tag, Herr Rabe! Wie wunderbar Sie aussehen! Wenn Ihr Gesang ebenso schön ist wie Ihr Gefieder, dann sind Sie der schönste aller Vögel hier im Walde.

Das schmeichelt dem Raben, und er ist außer sich vor Freude. Um nun auch seine schöne Stimme hören zu lassen, macht er den Schnabel weit auf – und lässt den Käse fallen. Der Fuchs schnappt nach dem Käse und sagt: Mein guter Mann, lernen Sie, dass ein Schmeichler auf Kosten derer lebt, die ihn anhören. Diese Lehre ist mit einem Stück Käse wohl nicht zu teuer bezahlt. Der Rabe, bestürzt und beschämt, verspricht, dass man ihn nicht mehr hinters Licht führen werde.

Textbeginn[edit]

Al è un omme de vita venerabla, de grazia de Die Benedett cun nom, che à da picce in sue l cuer d’un vedl. Sua condotta è sura sü agn e al ni gè dò a deguna ligrezza mondana. Ŝebench’al ess podù gode de la liberté del mon cina ch’al è suella terra, la despriŝàle in po sco ‘na flù seccia.

Er war ein Mann, der in Ehrfurcht und in der Gnade Gottes lebte. Sein Name war Benedikt. Er hatte schon als Kind das Herz eines reifen Mannes. Sein Benehmen entsprach nicht seinem Alter, und er ging keinen weltlichen Freuden nach. Wenn er auch die irdischen Freiheiten Zeit seines Lebens auf der Erde hätte genießen können, verachtete er sie wie eine dürre Blume.