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[§195-197.
Lautlehre.

In dieser Grammatik ist bei Ansetzung von Grundformen zwischen i und i nicht streng geschieden.

196. Inlautend zwischen Vokalen ist i, außer hinter i, wohl sehr früh geschwunden, vgl.

mäo mö 'größer' aus *mä-iös (möiös'? § 49).

'tau 'tö 'ich bin', wohl aus *stäiö (könnte auch *stäö sein).

Auch hinter i ist es im Irischen nicht erhalten, z. B. biuu, 'diu = kymr. byddctf 'pflege zu sein' (*bhiiö).

Unsicher ist, ob i so früh ausfiel, daß zwei ursprünglich ge- trennte e zu e verschmolzen, bevor altes e zu i umgefärbt war, vgl. tri 'drei' aus *tre{es altind. trdyah. Das i kann auch anders entstanden sein, s. § 304.

197. Anlautendes i ist geschwunden, z. B.

oac öac 'jung' mittelkymr. ieuanc breton. iaouank gall. Iouincus Iuuencus lat. iuuencus got. juggs altind. yuvas'äh.

dth (w-Stamm) 'Furt', lat. iänna, altind. yäti 'geht, fährt'.

öt 'Eifersucht', kyrnr. add-iant 'Sehnsucht', vgl.gall. Iantwnarus Ientmnarus Iantullus.

aig 'Eis' kymr. ia (Stamm iagi-), vgl. altisländ. igkoll 'Eiszapfen'. Der Genitiv lautet aber ega, das aus- sieht, als ob es aus Haga synkopiert wäre (§ 102), vgl. lieig 'Arzt', G leget.

Das gleiche Verhältnis kehrt anderwärts wieder:

Zum Prät. 'slacht gehört das Präs. saigid, 'saig 'er geht nach', relat. saiges, I sg saigini, Imperf. III pl 'saigtis (Abstrak- tum saigid), aber III pl Präs. segait, 'segat, Pass. 'segar (ferner s-Subj. säsfs)-, z. ß. III sg Prät. Subj. 'sdsad). Der Stamm ist der von lat. sägire, got. sökjan 'suchen'. War er ursprünglich siäg- und ist 'stacht aus *siacht entstanden? Kaum liegt ein re- dupliziertes Präsens dem ganzen Verb zugrunde, s'iag- aus sisag- altind. sisakti. Jedenfalls siebt man, daß i sowohl vor langem ä ge- schwunden ist (säs-) als vor kurzem, dem ein palataler Kon- sonant folgte. Dagegen 'segat usw. wird aus *siagat synkopiert sein.

Dieser neue Ablaut scheint um sich gegriffen zu haben. So hat saidid 'sitzt' nach späteren Belegen die III pl sedait, wo man zweifeln kann, ob zu sedait mit altem e ein zweiter Stamm