kaum anerkannt beziehungsweise stark unterbewertet und auch nicht finanziell abgegolten. Produktive Tätigkeiten, mit finanzieller Abgeltung, lagen zumeist ausschliesslich in den Händen des Bauern.[11] Die Gästebeherbergung stellte somit die erste Ökonomisierung beziehungsweise Kommerzialisierung der weiblichen Arbeitskraft der Bäuerin dar. Auch die Rollen und Arbeitsteilung zwischen Bauer und Bäuerin wurden durch die Vermietertätigkeit markant verändert. Anders als die etwas später - Ende der 1970er-Jahre - im Aufschwung begriffene Direkt¬ vermarktung blieb die Vermietertätigkeit grösstenteils im Aufgabenbereich der Bäuerinnen, wobei im Rahmen der Professionalisierungsmassnahmen auch diese traditionelle Rollenaufteilung immer mehr ins Wanken kommt.
Wie bereits erwähnt, begann sich in den letzten beiden Jahrzehnten, einhergehend mit der Professionalisierung der Anbieter von Urlaub auf dem Bauernhof, zunehmend auch der Bauer in der Vermietung zu engagieren. Meist bleibt dies jedoch auf Hilfstätigkeiten beschränkt. Einige der interviewten Bäuerinnen bestätigten, dass ihre Partner vermehrt zum Staubsauger greifen, um bei der Endreinigung der Zimmer beziehungsweise Appartements behilflich zu sein.
Durch die Vermietungstätigkeit arbeiten Bäuerinnen jedoch zunehmend weniger im landwirtschaftlichen Betrieb mit. Die verringerte Mitarbeit im landwirtschaftlichen Betrieb einerseits und die Möglichkeit, über die Vermietung einen eigenen Arbeitsplatz beziehungsweise -bereich zu finden, erhöht auch für Frauen ohne bäuerlichen Hintergrund die Motivation, einen Bauern zu heiraten. in vielen interviews wurde von den Bauern bestätigt, dass es in landwirtschaftlichen Betrieben mit Vermietung für Hofnachfolger leichter sei, eine Partnerin zu finden.
Die Trennung der Arbeitsbereiche kann aber auch problematisch werden, wenn die unterschiedlichen interessen und Bestrebungen zu weit auseinander klaffen. Die Gäste erwarten zum Beispiel, dass sich die Bäuerin auch mit dem landwirtschaftlichen Betrieb identifiziert und auch auf diesbezügliche Fragestellungen kompetent Auskunft geben kann.
Die bäuerliche Vermietertätigkeit erfordert eine Anpassung der betrieblichen Arbeitsorganisation, da es ansonsten zu massiven Überbelastungen der Bäuerinnen kommt. Dies kann zu einer negativen Einstellung der nachfolgenden Generation führen, die lediglich Arbeitsaufwand und zusätzliche Mehrbelastung wahrnimmt. Als Konsequenz wurden viele Betriebe zur Arbeitsentlastung auf extensivere Formen der Bewirtschaftung, zum Beispiel auf Mutterkuh¬ haltung, umgestellt. Dieses Phänomen ist vor allem in Nebenerwerbsbetrieben
feststellbar.