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Unter kirchlicher Obhut


Auch in Südtirol war es - wie in anderen europäischen Ländern - vor allem die Kirche, die sich für die Betreuung der weiblichen Hausangestellten zuständig fühlte. So setzte sie sich zunächst dafür ein, dass die Mädchen und jungen Frauen möglichst nicht das Land verliessen und sich eine Arbeitsstelle in Südtirol suchten. In den kirchlichen Presseorganen wurden die Gefahren der Grossstadt beschworen und den Mädchen ans Herz gelegt, sich nicht vorschnell dorthin zu begeben.

Allerdings musste auch die Kirche die Notwendigkeit einer zeitweiligen Arbeitsmigration anerkennen. Vor allem in den Jahren der grossen Wirtschaftskrise Anfang der 1930er-Jahre scheinen die Warnungen der Kirche keinen grossen Widerhall gefunden zu haben. Der Versuch der Kirche, über ihre Institutionen wie Klöster, Vereine und Presseorgane die Arbeitsmigration zumindest zu steuern und eine Kontrolle über die Dienstorte der Mädchen zu haben, scheint wenig Erfolg gehabt zu haben. Die Vermittlung der Stellen erfolgte, wie schon erwähnt, in der Regel über private Kanäle wie Freund- und Verwandtschaften beziehungsweise über direkte Kontakte mit italienischen Touristen oder Beamten beziehungsweise Militärs, die sich in Südtirol aufhielten.

In den grossen Städten hingegen, in denen die Frauen aus Südtirol im Dienst waren, spielten die Institutionen der Kirche eine herausragende Rolle. In Mailand und Rom, wo die grösste Zahl der Dienstmädchen aus Südtirol beschäftigt war, waren die kirchlichen Angebote nahezu konkurrenzlos. Das Kloster der deutschsprachigen Elisabethschwestern in der Mailänder Via Panizza bot den Südtirolerinnen nicht nur jeden Sonntagnachmittag einen Treffpunkt, wo sie miteinander reden und Erfahrungen austauschen und sich damit auch gegenseitig unterstützen konnten, sondern fungierte auch als Stellenvermittlung beziehungsweise als vorübergehende Bleibe bei einem Stellenwechsel. Kein Wunder also, dass die Zusammenkünfte in der Via Panizza in der Erinnerung vieler ehemaliger Dienstmädchen eine zentrale Rolle spielen.[14] Mathilde Andergassen, Jahrgang 1914, von 1936 bis 1937 Kindermädchen in Mailand, erzählt: «Das Kloster war eigentlich unsere Rettung. Die hatten einen Garten, wo wir uns im Sommer aufgehalten haben, und im Winter hatten sie einen Saal, da haben wir Theater gespielt und musiziert. [...] Das war unser Zufluchtsort. Oft haben wir auch Gebäck mitgebracht und die Schwestern haben uns dann einen Kaffee dazu gemacht. Da hatten wir es wirklich schön. Und da war auch ein Kaplan da, der hat eine deutsche Andacht gehalten und bei dem konnten wir