Page:Labi 2009.djvu/217

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in den Jahren 1865-1866 sahen auch die hartnäckigsten Zweifler schliesslich ein, dass die Stadthygiene einer tief greifenden Reform bedürfte. In seiner Schrift führte Dr. Kovatsch die sanitären Verhältnisse in der Stadt als eine der Hauptursachen für die erhöhte Sterblichkeitsrate an. Er wies auf zahlreiche Schwachstellen in der Laibacher Stadtreinigung hin: schlecht eingerichtete Senkgruben und Mängel in der Kanalisation, keine einwandfreien Brunnen und öffentlichen Bäder beziehungsweise ungesunde, feuchte, dunkle, muffige und zu wenig beheizte Wohnungen. Als Stadtphysiker nahm er die übliche Überprüfung des Geschirrs in Kaffeehäusern vor sowie die Kontrolle über Obst, Fisch und andere Viktualien auf dem Markt, mit besonderem Eifer widmete er sich jedoch der Senkgrubenfrage. Eine beinahe 20-jährige Berufspraxis als Arzt festigte bei ihm die Überzeugung, dass gerade die Senkgruben «ein Hauptmoment zur Festsetzung und Ausbreitung epidemischer Krankheiten sind». Dr. Kovatsch besichtigte die Senkgruben von circa 600 Häusern und erwirkte beim Magistrat die Aufforderung an die Besitzer von besonders unreinen und vernachlässigten Senkgruben, dieselben räumen und decken zu lassen. Seinen Bemühungen war jedoch kein grosser Erfolg beschieden.[14]

Fäkalien «fielen [immer noch] in offene Senkgruben, sodass es weit herum stank, waren die Senkgruben doch in ihrer Mehrzahl wirklich schlecht eingerichtet, der dünnflüssige Unrat aus diesen konnte sich über den Boden ausbreiten».[15] Noch unerträglicher als die Senkgruben war die Beseitigung ihres Inhalts. Die Fäkalien wurden nämlich in offenen Fässern von Bauern aus der näheren Umgebung abgeführt (das von Graz übernommene «Fasslsystem» von Sailer). Diese Abholung erfolgte unsystematisch und «wildwuchernd», die Bauern holten sich den Mist aus den Senkgruben, «wenn sie dafür Lust und Zeit hatten, daher gehörten unmässig überfüllte Senkgruben zu den gewöhnlichsten Übelständen» der Landeshauptstadt Laibach.[16] Nach der Meinung des Stadtphysikers Kovatsch «lässt sich nach diesem Abfuhrsystem die Abfuhr des Senkgrubeninhalts der ganzen Stadt so regulieren, dass je nach 10 Tagen der sämmtliche Kloakeninhalt regelmässig aus der Stadt entfernt erscheint». Zugleich riet er von der Einfüh- rung der «modernen englischen Schwemmsysteme» ab, obwohl diese «in den meisten englischen Städten mit Nutzen und heilbringend in sanitärer Beziehung eingeführt wurden». Sie wirkten sich zwar entscheidend auf die Gesundheit der dortigen Bevölkerung aus, man müsse jedoch bedenken, dass «dieselben ein sehr kostspieliges, eigens für dieselben eingerichtetes Canalisationssystem und ein über alle Häuser ausgedehntes Wasserleitungssystem voraussetzen, was in unserer Stadt der Kostspieligkeit wegen undurchführbar ist und noch