Page:Labi 2009.djvu/207

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scheidung bleibt. Mit der Aufstellung von Führerordnungen und -tarifen war bereits ein bedeutender Schritt in der Entwicklung des Führerwesens getan worden. Führer-Lehrkurse werden ab 1881 abgehalten, 1902 erweitert der Verein die Ausbildung durch die Einführung von Skikursen.

«Die Hauptpflicht des Führers ist, für die volle Sicherheit des Herrn zu sorgen, und die Bergführerordnung macht ihn für diese verantwortlich.»[11] An anderer Stelle lautet dieser Leitsatz in der vom Deutschen und Österreichischen Al- penverein herausgegebenen Anleitung zur Ausübung des Bergführerberufes: «Jedenfalls aber darf der Führer nur solche Touren unternehmen, für welche er mit gutem Gewissen sich vollkommen geeignet fühlt. Er muss stets beden- ken, dass er die Verantwortung für das Leben seines Herrn übernimmt. [...] In dieser Hinsicht muss der Führer die sittliche Kraft besitzen, alle Regungen des Eigennutzes und der Geldgier zu überwinden, und daran denken, dass er gegebenenfalls nicht nur das Leben des Reisenden, sondern auch sein eigenes aufs Spiel setzt und Schuld an dem Unglück zweier Familien tragen würde. Der Führer soll sich stets prüfen, ob er in seinem Gewissen die feste Über- zeugung hat, die Tour glücklich durchführen zu können, und wenn er daran zweifelt, darf er sie nicht unternehmen, am allerwenigsten aber den Reisenden zu derselben ermuntern.»[12]

Die persönliche Verantwortlichkeit des Führers - für sein Leben und das seiner Gäste - wird in den Vordergrund gestellt. Welchen Stellenwert die Sicherheit der Gäste in der Ausbildung zukünftiger Bergführer einnimmt, geht auch daraus hervor, dass der Verein den Kandidaten nicht nur Hin- und Rückfahrt zu den Kursorten vergütet und für die dortige Unterbringung und Verpflegung aufkommt, sondern ihnen auch alle erforderlichen Karten, die Anleitung zur Ausübung des Führerberufes und ein Handbuch über Hilfeleistung bei Unfällen, Verbandszeug und einen Kompass übergibt. Bergführer zur Hilfeleistung bei Bergunfällen zu verpflichten, sollte schliesslich das Ziel verfolgen, «mittelbar der Schädigung des Fremdenverkehrs entgegenzuarbeiten».[13] Öffentliche Diskussionen, empörte Presseberichte, emotionsgeladene Unfallanalysen werden als schädigend für das Ansehen des Alpinismus empfunden, Debatten über ein «unsicheres» Bergsteigen als dem Tourismus abträglich bekämpft.