dieses Modernisierungsparadigmas wurden Migrationen auf Bewegungen in eine Richtung von (armen) ländlichen Regionen nach (reichen, industrialisierten) städtischen Zentren, ausgelöst durch Prozesse der Industrialisierung und Urbanisierung, reduziert.[3]
Traditionelle Blickwinkel der Forschung auf bestimmte dominante Migrationsrouten, wie internationale und Land-Stadt-Wanderungen, versperrten die Sicht auf die Vielfalt räumlicher Bewegungen, wie etwa regionale Mobilität innerhalb ländlicher Regionen oder auch Rückwanderungen in Gebiete, die als traditionelle Auswanderungsregionen galten. Bereits im Europa der frühen Neuzeit finden sich überlagernde saisonale, zeitlich beschränkte, ländliche und städtische Migrationsmuster.[4] Mehrheitlich waren es nicht spektakuläre Wanderungen über grosse Distanzen, sondern ganz alltägliche Formen meist kleinräumiger Mobilität, die das Migrationsgeschehen dominierten.[5] Man bewegte sich innerhalb des eigenen Bezirkes, überquerte Provinzgrenzen oder machte sich auf ins Nachbarland. Menschen wanderten niemals ausschliesslich aus peripheren agrarischen in höher industrialisierte urbane Regionen.[6] Vielmehr beteiligten sich BewohnerInnen bereits bestehender städtischer Mittelpunkte und sich neu entwickelnder industrieller Zentren, ebenso wie BewohnerInnen ländlicher Regionen und dörflicher Kommunen, an den verschiedensten Mi grationsmustern.[7]
Räumliche Mobilität konnte demnach unterschiedliche Formen aufweisen, setzte sich aus vielfältigen Bewegungen, einem Hin und Her, zusammen.8 Folgt man neueren Ansätzen der Migrationsforschung, so zeigt sich, dass räumliche Bewegungen niemals auf eine Richtung beschränkte Phänomene waren und sind: “Even during phases of rapid population growth and industrialization, for each stream of migrants, there is a counterstream back to origin.”[9] Migrationswege waren und sind keine Einbahnstrassen. In den letzten Jahrzehnten haben Rückwanderungen und deren soziale, kulturelle und wirtschaftliche Folgen deutlich mehr Aufmerksamkeit in der historischen Migrationsforschung gefunden.[10] Dennoch ist vieles nach wie vor unerforscht. Während etwa transkontinentale return-migrants immer mehr ins Zentrum neuerer Untersuchungen rücken, wurden Rückkehrer, die sich innerhalb Europas bewegten, von der historischen Forschung bisher meist vernachlässigt. Dieses Manko damit zu erklären, dass Rückwanderer es nicht geschafft hätten, sich in der neuen Gesellschaft zu etablieren,[11] greift dabei zu kurz. Vor allem neoklassische Ansätze der Migrationsforschung haben eine Rückkehr ins Ausgangsland als Ergebnis einer fehlgeschlagenen Wanderung, bei