Page:Labi 1998.djvu/96

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Die Erzproben werden auf bestimmte Elementkombinationen hin untersucht, die auch noch im Fertigprodukt nachweisbar sind. Neben den in jedem Fall zu bestimmenden Gehalten an Zinn, Wismut, Arsen, Nickel und Silber sollen dabei auch Spurenelemente wie Gold, Uran oder Blei analysiert werden. Sinnvolle Ergänzung zu den chemischen Erzanalysen sind erzmikroskopische Untersuchungen, da nur so die Erzmineralparagenese bestimmt werden kann. Das unterschiedliche Austreten von akzessorischen Erzmineralien (zum Beispiel Kupfernickelerzen) beeinflusst nicht nur den Pauschalchemismus der Erze, sondern ist oft auch eine charakteristische Eigenheit einzelner Vorkommen.

Grundlage der bronzezeitlichen Kupferproduktion im Nordtiroler Inntal sind die Fahlerze des Unterinntals, die sich durch hohe Anteile an Antimon, Arsen, Silber und Wismut prägnant charakterisieren lassen. Innerhalb des Untersuchungsgebietes sollte deswegen die Verbreitung Nordtiroler Fahlerzkupfers sowohl in den Rohkupfergusskuchen als auch in den Fertigprodukten direkt fassbar sein. Die Kupfersorten aus den Erzen des Salzburger Landes und die Kupferkiese des Raumes Kitzbühel sind zwar durch ihre relative Armut an Spurenelementen eher uncharakteristisch, kontrastieren aber insgesamt scharf mit dem Tiroler Fahlerzkupfer. Aus diesem Kontrast erwarten wir jedenfalls im engeren Vorfeld der Bergbaugebiete auch die Verbreitung des Salzburger/Kitzbüheler Kupfers umreissen zu können. Ausgehend von der natürlichen Verkehrsgeographie folgen wir dabei der Arbeitshypothese, dass Nordtiroler Fahlerzkupfer hauptsächlich über das westliche Oberbayern verhandelt und verarbeitet wurde, während Salzburger und Kitzbüheler Kupfer über Salzach und Alz nach Norden gelangte. Das erstere dieser Gebiete wird definiert durch das Wagengrab des späten 13. vorchristlichen Jahrhunderts von Poing bei München, das zweite durch jenes des frühen 12. Jahrhunderts von Hart an der Alz.[27] Erstmals sind damit Ergebnisse zur politischen und territorialen Organisation der Bronzezeit in Südbayern zu erwarten.

Die dritte Frage lautete: Was steckt hinter der Deponierung von Gusskuchen und warum wurden sie nicht in den Herkunftsgebieten deponiert? Wenn im vorhergehenden festgestellt wurde, dass in den Herkunftsgebieten des Kupfers kaum Brucherzhorte nachweisbar sind, so kann dies nicht bedeuten, dass das Kupfer den dort ansässigen Gruppen nicht zur Verfügung gestanden hätte. Wie die Gräber der Nordtiroler Urnenfelder oder des Salzburger Raumes zeigen, wurde hier sogar beträchtlicher Wohlstand akkumuliert.

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HISTOIRE DES ALPES - STORIA DELLE ALPI - GESCHICHTE DER ALPEN 1998/3