Dingen naturwissenschaftlicher Beteiligung hier in Zukunft hervorragende Ergebnisse erbringen würden. In Beantwortung der zweiten Frage kann also die Existenz eines über etliche Jahrhunderte wohl funktionierenden Netzes aus Leistung und Gegenleistung postuliert werden. Hierfür war eine territoriale und politische Grundordnung nötig, welche die Einhaltung wirtschaftlicher Grundregeln garantierte, über die aber bisher so gut wie nichts bekannt ist. Zur Klärung dieses Fragenkomplexes läuft seit September 1996 am Bayer. Landesamt für Denkmalpflege in München eine von der Volkswagenstiftung geförderte Untersuchung zur metallurgischen Produktionskette in Nordtirol, im Salzburger Land und im südbayerischen Alpenvorland von der mittleren Bronzezeit bis zum Ende der Spätbronzezeit, also aus der Zeit zwischen 1600 und 800 v. Chr.[26] Ziel des Projektes ist es, Aufschlüsse über die mittel- und vor allen Dingen spätbronzezeitliche Vertriebsorganisation des Kupfers aus dem Nordtiroler Inntal und Salzburger Land beziehungsweise dem Kitzbüheler Raum in Südbayern zu gewinnen (Abb. 3). Dabei sollen Aufschlüsse über die Gesamtdauer des bronzezeitlichen Kupferbergbaus im Nordtiroler Unterinntal und seine Hochkonjunkturphasen und Anhaltspunkte zu Konstanz und Wandel bronzezeitlicher Metallegierungen gewonnen werden.
Erster Kernpunkt des Vorhabens ist das metallanalytische Programm. Es umfasst sämtliche Zeugnisse der primären Metallurgie in Südbayern. Damit sind vor allen Dingen eine Vielzahl von Neufunden von Rohkupfer-gusskuchen aus oder in der Nähe von spätbronzezeitlichen Höhensiedlungen des Alpenrandes und des Vorlandes gemeint.
Als Referenz wird eine repräsentative Serie von Fertigprodukten untersucht. Dabei werden sechs regionale Gruppen unterschieden. Nordtiroler Unterinntal, Salzburger Land und Raum Kitzbühel, südwestliches Oberbayern bis zum Inntal, östliches Oberbayern, ferner der Donauraum, unterschieden in Ingolstädter und Kelheimer Donauraum einerseits und Regensburger Donauraum und östliches Niederbayern andererseits. Von besonderem Interesse sind dabei wegen der darin enthaltenen Gusskuchen und Barren die Bronzen aus den spätbronzezeitlichen Wagengräbern.
Wir legen Wert darauf, dass die Beprobung der Kupfervorkommen in Bereichen erfolgt, die auch in der Bronzezeit für die Ausbeutung erreichbar waren. In der Regel wird dies die Ausbisszone des Erzkörpers sein. Am Mitterberg und im Gebiet Schwaz-Brixlegg können die Proben direkt aus bronzezeitlich datierten Abbauen entnommen werden.