DIE ISONZO-STRASSE IM 16. UND 17. JAHRHUNDERT
Die sogenannte Isonzo-Strasse und die mit ihr verbundene vornehmlich politische Problematik möchte ich aufgrund von zwei handschriftlichen Karten darlegen. Die erste stammt aus dem 16. Jahrhundert und befindet sich im Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien. Die zweite wurde vom Kartographen Capellaris im 18. Jahrhundert angefertigt.
Nach dem Friedensvertrag zwischen den Habsburgern und der venezianischen Republik im Jahre 1521 kamen der Bereich des gesamten Isonzo-Flusses, der Fluss Koritnica und der Predil-Pass unter die Herrschaft der Habsburger. Den Habsburgern, die den Hafen von Triest als ihren Zentralhafen auszubauen versuchten, bot sich damit eine neue Möglichkeit der Strassenverbindung zwischen Tarvis und Triest. Das ermöglichte auch eine Umleitung des früheren Handelsstromes aus Tarvis über das Kanaltal in die venezianischen Häfen auf die Isonzo-Strasse nach Triest. Dieses Ziel verfolgte insbesondere die Verkehrspolitik von Erzherzog Karl (1546-1590) in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, der Triest und Fiume (Rijeka) als Haupthäfen seiner Länder festlegte. Diese Entscheidung selbst war nicht neu, die Stadt Triest hatte ja schon im späten Mittelalter mit habsburgischer Unterstützung am erfolgreichsten um das Primat unter den Küstenstädten in Istrien gekämpft. Erzherzog Karl beschäftigte sich auch viel mit der Infrastruktur, die den Verkehr zu den Häfen möglich machte. Er liess Strassen bauen und verbessern, um sie für den Fuhrverkehr geeignet zu machen. Eine konkrete Folge war der Ausbau der gesamten sogenannten Isonzo-Strasse zwischen Tarvis und Triest.
Die Isonzo-Strasse spielte in diesem Plan während der ganzen zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts eine wichtige Rolle. Im späten Mittelalter war besonders der Strassenteil bis Kobarid wichtig, der über den Predil-Pass eine Verbindung zwischen Cividale und Kärnten darstellte. Diese Strasse wird im Jahre 1326 erwähnt. Nachdem Kärnten im Jahre 1335 an die Habsburger gefallen war, nahm ihre Bedeutung noch zu. Im Jahre 1399 begann die Stadt Cividale mit dem Bau einer Strasse über den Predil-Pass, über den früher nur ein Saumpfad geführt hatte.
Bemühungen um die Isonzo-Verbindung zwischen Tarvis und Triest sind aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts belegt. Beim Herrscher lag schon 1521 ein Plan für eine befahrbare Strasse von Görz bis Tarvis vor. Um den guten Zustand der Isonzo-Strasse haben sich die Landstände von Görz ständig
300 HISTOIRE DES ALPES - STORIA DELLE ALPI - GESCHICHTE DER ALPEN 1998/3