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VI Die Finnsage.

between them“ (p. lxxviii). Den einzigen positiven Anhalt für diese sehr kühnen Be­hauptun­gen, die nach meiner Ansicht nicht dazu angethan sind, der irischen Tradition vor­gezogen zu werden, bilden einige Stellen ans einem späteren irischen Gedichte, in welchen „Fians of Alban“, „Fians of Breatan“, „Fians of Lochlin“ erwähnt werden. Aber fiann kann unmöglich Gentil­name sein, denn es ist ein Sub­stantivum feminini generis und wird sehr oft im Singular gebraucht. So findet sich z. B. in Cormac’s Glossar s. v. orc tréith (wo, wie oben bemerkt, eine Sage erzählt wird) Nom. S. in fiann. Dat. cona féinn, Acc. la feinn; daneben Gen. Pl. do fulang na fiann. Ebenda­selbst kommt das davon ab­geleitete fénnid vor, im Sinne von champion, Krieger. Die Iren fassen fiann im Sinne von national militia, standing army auf. Die interes­santen politi­schen Ver­hältnisse, die hierbei in Betracht kommen, zu unter­suchen, ist hier nicht der Ort.

10. Die irische Sage ist gewiss früh nach Schottland gekommen. Verkehr zwischen Schott­land und Irland hat von jeher bestanden, wie uns die ältesten irischen Sagen bezeugen. Aber es wird längere Zeit gedauert haben, bis die Sage in Schott­land so heimisch wurde, dass das schot­tische Volk an Finn als den Helden seiner eigenen Vorzeit glaubte. In den Gedichten, welche das Buch des Dean of Lismore enthält, kann ich diesen Glauben nicht aus­geprägt finden. Die Um­gestal­tung, welche die irische Sage in Mac­pherson’s Gedichten erlitten hat, können wir hier nicht erörtern. Einen Punkt haben wir bereits oben S. 65 hervor­gehoben: die Finnsage ist vermengt mit älteren irischen Sagen­kreisen, die gleich­falls ihren Weg nach Schott­land gefunden hatten. Nur eine genaue sachliche Analyse von Mac­pherson’s Gedichten, mit gehöriger Rücksicht­nahme auf Sprache und metrische Form, kann uns zu einem objec­tiven Urtheile über diese so eigen­artige litera­rische Er­scheinung verhelfen. Einen be­deutenden histori­schen Werth darf man diesen Gedichten nicht ab­sprechen, denn sie haben im vorigen Jahr­hundert mächtig auf be­deutende Geister ein­gewirkt. Ihr sach­licher Werth wird aber darin bestehen, dass sie eine letzte Phase