war in der Dichtkunst. Ob dieser Zug der Sage Ossín’s Dichterruhm zur Voraussetzung oder zur Folge hat, ist schwer zu entscheiden.
8. Dass die Schotten die Finnsage im 16. Jahrhundert besassen, dass dieselbe heute noch im Munde des Volkes lebt, dass sie in den Bergen und Thälern Schottlands localisirt ist, dass Macpherson nicht nach Irland zu gehen brauchte, um die „ossianischen Gedichte“ oder die Stoffe zu denselben zu holen, muss zugestanden werden. Eine andere Frage dagegen ist, ob die Finnsage ursprünglich in Irland oder in Schottland zu Hause war. Selbstverständlich kann Finn nur entweder ein Ire oder ein Schotte gewesen sein. In der irischen Sage, die wir also bis ins 11. Jahrhundert handschriftlich zurückverfolgen können, ist Finn ein Ire. Wichtiger ist jedoch in dieser Frage, dass uns Finn auch in den Gedichten, die sich im Buche des Dean of Lismore finden, nicht als Schotte, sondern als Ire entgegentritt, und dass daselbst nicht Schottland, sondern Irland als Schauplatz seiner Thaten bezeichnet wird. Der Sagenstoff ist also unzweifelhaft irischen Ursprungs. Die Abhängigkeit der schottischen Sage von der irischen äussert sich auch in äusseren Dingen: hier wie dort treten neben Ossín auch Fergus und Cailte als Sänger oder Verfasser von Liedern auf; hier wie dort wird Ossín mit S. Patrick zusammengebracht.
9. Anderer Ansicht ist Skene. Er meint, dass die Schotten die Finnsage unabhängig von den Iren besitzen. Anstatt Finn in den Vordergrund zu stellen, geht er von jenen Kriegerschaaren (fiann, fianna) aus, als deren oberster Befehlshaber eben Finn erscheint. Indem er die irische Tradition als illusorisch und unsicher verwirft — hierin viel zu weit gehend — , hält er fiann, fianna für den Namen einer Rasse, welche den Scoti in Irland und Schottland unmittelbar vorausgegangen sei: „they were of the population who immediately preceded the Scots in Erin and in Alban, . . they belong to that period in the history of both countries, before a political separation had taken place