Page:H.M. Zwischen den Rassen.djvu/542

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„Warum schiltst du nicht? Ich bin schlecht.“

„Du warst krank. Ich habe dich zu lieb…“

Immer diese Gerechtigkeit. Hätte er den Herrn gezeigt — wie der andere! In ihrem Zimmer träumte sie davon: auch davon. Er befahl ihr, und sie arbeitete für ihn. Denn sie waren arm, waren entflohen und lebten in einer Hütte: sie seine Magd. „Wie ich dich liebe! Schlage mich!“ Sie saß, in ihrem Sinn, zu seinen Füßen; und wie sie zu ihm aufsah, schob seinem Gesicht sich, und sie wußte es kaum, Pardis unter. Als sie es merkte, vertrieb sie’s. Noch oft kehrte es wieder, statt des gerufenen. Und mehrmals erwachte sie und bebte noch davon, daß sie in Armen gelegen hatte, die der Geliebte ihr geöffnet und der Gehaßte um sie geschlossen hatte.

„Warum suche ich nach allem Leiden, das jener mir auferlegt hat, in Arnold doch wieder den anderen? Bin ich denn wirklich unheilbar? Ach, wollte mein Geliebter mich erlösen! Eine Tat! Ein Zugreifen!“ Sie wußte nicht, wie, wollte es nicht wissen. Es war seine, des Mannes, Sache. Er hätte handeln sollen trotz ihr, und wenn sie selbst ihm auch die Hände festhielt. Sie irrte durchs Zimmer. Vielleicht lag alles daran, daß er sie nicht nahm? Er verstand sie nicht, er war ein schlechter Seelenkenner. Sie sträubte sich, sie hatte Bedenken: welche Frau hatte sie nicht. „Ich bin eine gewöhnliche Frau!“ Er ließ sich täuschen, er war lächerlich vor Zartgefühl. Wäre er einen Augenblick ganz Mann gewesen! Es blieb wider die Natur, daß sie, die sich alles gegeben hatten, einander

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