Page:H.M. Zwischen den Rassen.djvu/538

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V

 

Lola fieberte, schon die zweite Nacht. Sie fühlte sich als Kind und auf der Großen Insel. Feenlicht in stiller Runde, über Meer und Garten; und hielt man ihm nur das Gesicht hin, war’s einem, man lächele. Weite Blumenkelche schwankten bedächtig, und Lola gab ihnen Namen: jedem einen längst befreundeten Menschennamen. Da tat aber ihr Herz einen Sprung, die schöne Luft ward schwer; Lola wollte laufen, laufen, und blieb stecken in der Luft; wollte schreien und hörte sich nicht. Sie atmete auf: dort saßen um ihren Suppenkessel die Schwarzen. Alles war gut, die Boa war verschwunden, Lola war ihr entronnen. Ein starker Schwarzer hob sie den Kessel hinan, sie tauchte ihren Löffel ein und sah stolz umher, wie alle ihre blonden Locken bewunderten. Und nun schlug eine Stimme an: o, jene Stimme, bei der man vor Liebe zitterte und sprang; und aus den Bäumen trat die große, ernste Gestalt. „Pai! Pai!“

Sie erwachte, die Hände hingestreckt und auf den Lippen ein Lächeln. Aber ein fremdes Gesicht bewegte sich auf ihres zu; sie schrak zurück: „Claudia!“ — und sie bedeckte die Augen und stöhnte.

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