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Page:H.M. Zwischen den Rassen.djvu/514

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… „Ich habe noch keiner geglaubt, die mich halten wollte. Ich traute meinem Gesicht nicht zu, es könne geliebt werden, und der Frau nicht, sie durchschaue und verstehe es. Du erst hast das dichterische Auge der höchsten Frauen, die nach dem Bilde der Seele, die sie geschaut haben, ein Gesicht erkennen und es lieben können, weil es die Form dieser Seele ist. Ihr seid wenige, — aber welcher Mann vermöchte dies? Wer kann von dem, was seinen Sinnen genehm ist, absehen, einer Seele zuliebe?“

… „Haben wir uns aber in jedem Augenblick lieb genug gehabt, gestern, in jedem? Sobald ich dich nicht mehr sehe, fallen mir versäumte Minuten aufs Herz, zerstreute, matte. Das Glück müßte fortwährend neu die Augen aufschlagen. Das Leben ist ungewiß, und es vergeht. Dich lieben!“

Lola hatte ihm vieles zu antworten.

„Ich habe selbst als junges Kind nie ganz im Ernst an einen Gott geglaubt und später die Frage nach ihm immer nur für zweiten Ranges gehalten. Ich sah, und ich erlebte in mir, die himmlische Liebe diene allzu sehr als Entschuldigung dafür, daß wir uns auf Erden nicht lieb genug haben … Auch hatte ich nie ein Vaterland. Du und ich: wir sind allein. Das legt uns vielleicht die Bestimmung auf, uns der Menschheit zu erinnern, die über den Vaterländern vergessen wird?“

„Seit gestern verzehrt es mich, die Güte zu äußern, zu der ich nun gekommen bin. Durch eine Tat, das Opfer seiner selbst alle umarmen zu können!

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