Page:H.M. Zwischen den Rassen.djvu/492

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Er glaubte ihr! Er verstand, daß sie jenem andern gehorchen konnte und dennoch ihn lieben, nur ihn. Und er war bereit, sie zu lieben: von fern, ohne Hoffnung auf einen Druck, einen Blick, ohne noch in die Welt hinauszugehen, deren Bild er nicht in ihrem Auge auffangen durfte, — eingeschlossen für den Rest seines Lebens mit dem Gedanken an sie! Sie sollte, war auch sein Leib verschwunden, für immer mit seinem Worte leben. Schon hatte sein Wort ihr Licht und Atem zurückgegeben.

Seine Briefe zu holen, ging sie zu Claudia.

„Er schreibt und schreibt,“ sagte Claudia. „Was bleibt euch noch zu sprechen, wenn ihr euch seht?“

„Ich sagte dir doch, daß wir uns niemals sehen.“

„Aber seine Briefe kommen aus der Stadt!“

„Und doch sehen wir uns nie, nie. Wenn du seine Sprache verständest, könntest du’s in seinen Briefen lesen.“

Claudia ließ die Lippe fallen; sie sah aus, wie ein zurückgesetztes Kind. Plötzlich warf sie Lola die Arme um den Hals.

„Also, ich glaube es!“

Wenn sie das Vertrauen der Freundin nicht genießen sollte: sie fügte sich! Sie diente ihr dennoch! Das kam ihr zu, und Vertrauen war sie nicht wert, sie, die der Freundin den Gatten genommen hatte! Lola verstand; sie umarmte Claudia schweigend, wie ein unschuldiges Tier, das einen liebt, und dem man sich nicht erklären kann.

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