Page:H.M. Zwischen den Rassen.djvu/482

From Wikisource
Jump to navigation Jump to search
This page has been proofread.


„Vielleicht war’s die Zeit, da ich dir so viele Briefe schrieb. Schrieb ich sie? Oder erträumte sie nur mit wachen Augen?“

„Wie ich deine! So empfingst du sie doch! Hast mich nie verlassen! Wie ich dir danken muß! Was wäre ich jetzt ohne dich? Nie werde ich dir alles sagen können. Ich bin deiner nicht würdig.“

Sie neigte das Gesicht in die Hände. Hastig, mit Beben richtete er sie auf.

„Ich habe mich zu beugen, ich, und allen Stolz gutzumachen. Denn ich war stolz auf meine Einsamkeit, die doch nur Schwäche war. Nicht aus Stärke stehen wir allein, ohne über ein anderes Wesen unsere Hand auszustrecken. Jetzt bin ich gebrochen und dennoch erstarkt. Sehnsucht tat es. Ich bin dein. Mache aus mir, was du willst!“

Unter seinem zitternden Geflüster zog sie sich weiter in den Sessel zurück, machte sich steif und drückte die Lider zu, als erleide sie Gewalt. Sein Kopf sank auf ihre Knie.

… Aufschreckend trennten sie sich. Er tat ein paar Schritte, blieb stehen und sah umher.

„Seltsam!“

„Ist nicht das Damals seltsamer?“ fragte Lola. „Damals, als wir uns trafen? Wie seltsam ist alles, was war! Die alten Bilder dort, bedenken Sie, waren Menschen, lebten und hatten eine Welt, die von uns nichts wußte. Und so wenig wußten wir, wußten die, die damals wir waren, von uns, von dem, was wir nun doch sind. Ist es zu glauben, wie blind, wie fremd

474