Page:H.M. Zwischen den Rassen.djvu/455

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Er keuchte:

„Wer ist es? Ich werde ihn töten!“

„Du wirst ihn nie sehen. Auch ich sehe ihn nie.“

Er starrte sie an. Plötzlich sich abspannend, verachtungsvoll:

„Du bist wahnsinnig, das ist alles. Ich habe die Pflicht, dich da herunter zu holen.“

Und er machte einen besonnenen Schritt. Aber sie hing am Fensterkreuz, schon halb draußen. Ihr Blick war irr und wild.

„Zurück, oder ich lasse mich fallen! An dem Tage, wo du mich anrührst, sterbe ich!“

Er hob Schultern und Arme, deutete sich auf die Stirn — und ging rückwärts, leise auftretend, hinaus.

 

Die Tür hatte sich geschlossen; Lola fühlte sich auf einmal schwach werden. Entsetzt sah sie unter sich, ins leere Dunkel. Die Knie zitterten; ihr schwindelte. Sie ließ sich, die Augen geschlossen, am Fensterkreuz hinab, tastete nach dem Boden. Zurückblickend:

„Wie bin ich dort hinaufgekommen?“

Sie schleppte sich zur Tür, verriegelte sie. Und sie fand noch die Kraft, sich aufs Bett zu werfen.

„Noch einmal gerettet, noch einmal! Auf wie lange? Und ich glaubte mich geheilt! Ich kann mich also nicht auf mich verlassen? In allem lauert, unmerklich, die Verführung, in den Landschaften, in den Bildern, den Tönen: Alles ist geschaffen, mich schwach zu machen, mich zu erniedrigen; in allem ist der Mann,

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