unsere, durch Liebe verschwistert sein, ohne daß auch die Seelen sich umarmten. Sie unterstützte mich, schelmisch, schmiegsam. Im selben Atem — wie abstoßend häßlich! — nahm sie mir den Mann! Daß solch Geschöpf sich leben sehen mag!“
Lola ertrug sich selbst nicht, weil sie dies erlebt hatte. Sie irrte umher, vergrub sich in Winkel.
„Werde ich nie mißtrauisch genug werden? Werde ich nie Weib werden und weiblichen Schlichen zu begegnen lernen? Warum muß mich jeder Mensch, nach dem ich die Hand ausstrecke, in noch tiefere Einsamkeit stoßen? Mein Gott, gib mir Verachtung!“
Sie weinte. Dann sah sie:
„Das alles ist falsch. Sie hat mich betrogen, aber sie liebte mich. Habe ich nicht ihre Reue und ihr schlechtes Gewissen vor Augen gehabt? Sie war wie ein verderbtes Kind, dem plötzlich vor ihm selbst bange wird, und das lieber gut wäre. O, das wäre leicht und einfach: dumm sein und sie hassen! Aber ich fühle, wenn ich mich besinne, von ihr und ihrer Welt gerade selbst genug, daß ich ihr Recht lassen muß. Sie wird schuldig und sie büßt. Unter Gefahren genießen, sich durch einen Tag bringen und durch noch einen, täuschen, siegen, geschlagen werden: es wäre doch eine starke, schöne Welt. Man dürfte keine andere kennen. Auch ich trage sie in mir — neben der anderen, die ich auch in mir trage. Und immer, wenn die eine mich haben sollte, fühle ich das Gewicht der anderen, die mich fortzieht…“
Da sprang sie auf, stürzte sich auf die Klingel.