Page:H.M. Zwischen den Rassen.djvu/418

From Wikisource
Jump to navigation Jump to search
This page has been proofread.

schaft, mit ihrer Verklärung. Ihr, der Mutter, gehörte es. In ihr vereinigten sich alle die Frauen, die je in diesem Hause ein Kind erwartet hatten. Und noch immer erfüllten und bewachten sie es, waren sie seine Herrinnen. Nicht die Einsame, Unfruchtbare war’s, die sich sträubte, zu empfangen und allein bleiben mußte. Als sei sie daraus vertrieben, mied Lola das Haus. Im Dämmern erst schlich sie sich hinein, tastete durch die dunkeln, dumpfen Säle des ersten Stockwerkes und öffnete die Tür nach dem schmalen Balkon. Da stand sie nun zwischen den beiden, die größer waren als sie, deren Züge und Gebärden so viel kerniger waren, und die ihrer nicht achteten. Lola mußte die gesenkten Lider der Jungfrau mit dem Finger bestreichen, mußte in das kleine tiefe Ohr spähen, durch das die Botschaft ging … Ganz still war’s in der alten Straße. Die Rosen und Lilien sprossen umher, um sie drei; die Flügel des Engels zitterten noch vom Fluge. Da setzte seine Stimme ein: seine glockenhafte, unerbittliche Stimme, und verkündete. Wild erschreckt warf Lola die Tür zu.

Sie lehnte an dunkler Wand, und ihr Herz schlug laut. Die eiserne Laterne zu Füßen der Jungfrau knarrte. Ihr ward Licht gemacht, indes Lola im Dunkeln Furcht litt. Dann fiel von drüben ein weißer Schein in den Saal. Lola seufzte auf und wandte sich. Da waren sie! Da blickten sie von den Wänden, die Frauen, die in diesem Hause ein Kind erwartet hatten! Feindliche Neugier zog Lola zu ihnen. Welche ruhigen Tieraugen, immer dieselben: in gepuderten

410