Page:H.M. Zwischen den Rassen.djvu/393

From Wikisource
Jump to navigation Jump to search
This page has been proofread.

selben Straße, unter dem Verdeck eines Wägelchens, sie und der Mann ohne Ende dahinjagten. Denn in jene Fahrt, das letzte ganz enge Beieinander, träumte sie sich oft zurück und wünschte sich, sie wäre nie ausgestiegen. Nun kreischte die Zwergin, nun fühlte sie sich dahingerissen, ins Ungewisse fliegen und, nochmals vereinigt mit dem Geliebten, an ihm vergehen. Welch gutes Ende es gewesen wäre, das Ende in jenem Straßengraben! Dem Kommenden wagte sie manchmal kaum die Augen zu öffnen … Aber Pardis Schritt ward hörbar, und von Dankbarkeit heiß, schoß ihr das Blut zum Herzen. Ihr schien es sein Blut. Ihr schien’s, er habe sie mit seinem Blut erfüllt, sie lebensstärker, zuversichtlicher gemacht, daß jetzt auch sie sein mutiges Leben ohne Selbstüberwachung würde leben können. Auf dem großen Ball im Casino Borghese fühlte sie’s ganz deutlich, wie ihr Körper und ihr Wesen geschliffener und glänzender waren durch eine neue Anmut, von ihm ihr eingetränkt; daß sie gefallen müsse dank ihm. Die Verführungen ihres Geistes sah sie weich zusammenfließen mit denen ihres Anzuges; ihre Augen wußten zu spielen wie ihre Antworten; und umringt und in aller königlichen Lässigkeit bis zu den Fingerspitzen durchpulst von Sieg, suchte sie dahinten ihn und liebte, schien ihr’s, zum erstenmal das Frauenleben, zu dem er sie erweckt hatte.

Sie war reich. Dieser eine Mensch hatte sie so mit Liebe beschenkt, daß sie davon der Menschheit mitteilen konnte. Auf der Promenade, unter huldigenden Blicken, bemerkte sie plötzlich das Gesicht des Elends,

385